Johannes Thiemann hat nach seiner Verletzung in den letzten drei Wochen mit im Schnitt 8,7 Punkten und 4,1 Rebounds sehr schnell seinen Rhythmus wiedergefunden. Wir haben "J.T." am Sonntag nach dem Spiel im Ludwigsburg im Hotel angerufen und mit ihm über die kommenden EuroLeague-Spiele gesprochen.

Johannes, das war ja keine so schöne Rückkehr an deine frühere Wirkungsstätte?

JT: Ja, das hatte wir uns anders vorgestellt, aber solche Niederlagen passieren leider nun einmal. Aber uns war schon vorher klar, dass es am Ende einer so langen Auswärtsserie gerade in Ludwigsburg schwer werden würde. Die spielen immer mit hoher Intensität und waren ausgeruhter. Das soll jetzt keine Ausrede sein, aber wir haben am Ende schon unsere Müdigkeit gespürt, sind ein paar mal unkonzentriert gewesen und haben darüber das Spiel verloren.

Die gute Nachricht ist, dass ihr damit die längste Auswärtsserie der Saison schon hinter euch habt ...

JT: Das ist wirklich eine gute Nachricht, denn es ist schon hart, wenn du dauernd im Flugzeug sitzt und dich nicht richtig erholen kannst. Da wirst du irgendwann müde und das wirkt sich dann negativ im Spiel aus, weil du ein Play nicht rechtzeitig erkennst oder einen Schritt zu langsam bist. Das sind Sachen, die in einem knappen Spiel entscheidend sein können.

Wie sieht denn aktuell eure Vorbereitung auf die Spiele aus? Viel Zeit, um sich auf die Spielweise des Gegners einzustellen, bleibt da ja wirklich nicht?

JT: Wir gucken schon etwas Video und versuchen herauszufinden, was der Gegner gegen uns versuchen wird. Wir gucken auch darauf, was die einzelnen Spieler besonders gut können. Aber letztlich konzentrieren wir uns auf unser eigenes Spiel, denn es fehlt einfach die Zeit, die ganzen Plays des Gegners zu analysieren, wie man es vielleicht in den Playoffs macht.
 

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Ihr habt am Donnerstag Athen mit einer selten gespielten Zonenverteidigung (Box-and-one) überrascht. Habt ihr das irgendwann mal in der Saisonvorbereitung einstudiert?

JT: Nein, das haben wir vor dem Spiel in einem Training – ich würde sagen – grob angeschnitten. Natürlich kannst du so etwas nicht einem Training perfekt einstudieren. Aber nachdem das gegen Panathinaikos so gut funktioniert hat, könnte ich mir vorstellen, dass wir das später in der Saison noch einmal aufgreifen.

Wie macht sich für dich der Sprung vom EuroCup in die EuroLeague bemerkbar?

JT: Die Belastung in der EuroLeague ist höher und natürlich auch das Niveau der Gegner. Die EuroLeague-Teams bestrafen jeden kleinsten Fehler in der Regel wirklich gnadenlos. Man muss in der EuroLeague konzentrierter spielen als im EuroCup. Aber ich habe das Gefühl, dass wir uns jetzt schon langsam an dieses Niveau gewöhnen und gehe davon aus, dass der Sieg in Athen nicht unser letzter war und dass wir noch für die eine oder andere Überraschung sorgen können.

Mit Roter Stern Belgrad und Olympiakos Piräus kommen in dieser Woche nach den ganzen Top-Gegnern endlich auch mal wieder zwei Gegner aus der unteren Tabellenhälfte auf euch zu.

JT: Ja, das sind zwei Spiele, die wir jetzt gewinnen wollen. Es sind Spiele, in denen wir zumindest nicht als der totale Underdog antreten. Aber Selbstläufer sind sie natürlich bei Weitem nicht, zumal bei uns ja immer noch wichtige Leistungsträger verletzt fehlen.

Alle bisherigen EuroLeague-Gegner hatten starke Center im Team. Welche haben dich denn am meisten beeindruckt?

JT: Das ist schwer zu sagen, weil die alle sehr unterschiedlich sind und auch ganz verschiedene Qualitäten haben. Bei Walter Tavares ist es einfach krass, welche Präsenz er mit seiner Größe auf dem Feld hat. Aber dann gibt es auch Center wie Bryant Dunston, der nicht so groß ist, aber dafür extrem massig, oder auch Kyle Hines, der wieder ein ganz anderer Centertyp ist. Die sind auf ihre Art alle sehr stark. Ich möchte da keinen herauspicken.

Also macht dir die EuroLeague Spaß, auch wenn ihr einige Male verloren habt? 

JT: Wir haben doch auch zwei Spiele gewonnen! Aber ja, es macht definitiv großen Spaß, sich mit den Besten zu messen.

Du hast die ersten Wochen der neuen Saison mit einer Verletzung verpasst, hast dann aber sehr schnell deinen Rhythmus gefunden.

JT: Ich glaube, da hat mir sehr geholfen, dass dies jetzt schon meine zweite Saison hier in Berlin ist. Ich kenne die Systeme und weiß, worauf wir Wert legen. Ich brauchte deshalb keine Eingewöhnungsphase. Wichtig war auch, dass man mir nach der Verletzung genug Zeit gegeben hat, um wieder hineinzufinden.

Wir sieht jetzt euer Plan für das Spiel am Dienstag gegen Roter Stern aus?

JT: Wir fliegen am Montag zurück nach Berlin, wo es vielleicht abends noch ein kleines Training gibt und dann wird am Dienstag gespielt und hoffentlich gewonnen. Das bleibt auch in dieser Woche mit drei Spielen innerhalb von fünf Tagen stressig, aber in der eigenen Halle mit den Fans im Rücken macht es doppelt Spaß.