Ab Sonntag spielt unsere Mannschaft in den BBL-Finals gegen den FC Bayern München um die deutsche Meisterschaft. Wir wollen euch während der Finalserie einen Blick hinter die Kulissen gewähren. Was passiert abseits der Spiele? Womit beschäftigen sich unsere Spieler und welche Dynamiken gibt es in so einer Finalserie? Heute: Über den viel zitierten Heimvorteil und die Unterschiede von Heim- und Auswärtsspielen.

Sobald die Playoffs im Basketball beginnen, ist das Wort 'Heimvorteil' in aller Munde. Kein Wunder, schließlich spielen die Teams die gesamte Saison über für eben diesen Vorteil, möglichst viele Spiele zu Hause bestreiten zu können. Und doch lohnt sich ein genauerer Blick. Ein Blick darauf, worin dieser sagenumworbene Heimvorteil genau liegt und was Heim- und Auswärtsspiele so unterschiedlich macht.

Da wären zunächst die offensichtlichen Faktoren, die ihren Teil dazu beitragen, dass im Basketball die Heimmannschaft statistisch gesehen deutlich häufiger gewinnt als die Auswärtsmannschaft. Faktoren wie das Publikum, das die Heimmannschaft in den entscheidenden Momenten nach vorne peitscht und besonders in spannenden Spielen zu einem großen Einflussnehmer wird. Dann die Vertrautheit der Körbe, des Parketts und der Kulisse rund um das Spielfeld herum. „Ein Ball, der auf dem Ring rollt, fällt zu Hause eher rein als er es in fremder Halle tut“, sagt ALBA-Forward Johannes Thiemann. Aber warum? „Das ist was Psychologisches“, mutmaßt Thiemann und ergänzt „Zu Hause kennst du die Körbe. Du meinst zu wissen, dass auch nicht perfekt Würfe reinfallen. Auswärts sind die Körbe immer anders, da hast du diese Sicherheit nicht.“ So weit, so klar. Ein weiterer, von Thiemann als wichtig befundener Faktor, der Auswärtsspiele schwieriger macht als Partien in eigener Halle: das Reisen.
 

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Am Samstag startete unsere Mannschaft am frühen Nachmittag nach dem Training von der Schützenstraße zum Flughafen. Von dort ging es mit dem Flieger nach München. Erst am Abend kam sie im Mannschaftshotel in München an. Eine verhältnismäßig unkomplizierte und kurze Reise, die dennoch strapaziert. „Auf einer Auswärtsreise musst du an vielen Punkten viel warten“, erklärt Thiemann und ergänzt: „Du stehst viel rum, kannst nicht das essen, was du normalerweise isst, hast nicht deine alltäglichen Abläufe und schläfst abends in einem fremden Bett.“ Viele kleine Faktoren, die in Kombination allerdings einen Unterschied machen. „Du kannst dich zu Hause einfach besser auf ein Spiel vorbereiten als im Bus und am Flughafen“, fasst unser Forward zusammen.

Und doch, da sind sich Thiemann und seine Mitspieler einig, hat so ein Auswärtsspiel auch immer etwas Reizvolles. Es bringt nicht nur die Chance mit, einen Gegner in deren Halle und vor deren Fans zu schlagen, sondern hat auch eine gänzlich andere Dynamik als ein Heimspiel. Joshiko Saibou beschreibt diese Dynamik wie folgt: „Zu Hause bekommst du einen Push von den eigenen Fans, die dich anfeuern, die mit dir jubeln und die für dich ausrasten.“ In fremder Halle tun die Fans dies selbstverständlich nicht. „Da musst du die Kraft in dir und deinem Team finden, eine Mentalität nach dem Motto ‚Wir gegen den Rest der Welt‘ entwickeln.“ Saibou mag die Herausforderung in fremder Halle gegen gute Gegner zu spielen. So wie am Sonntag in München. „Ich finde es ganz cool, wenn die ganze Halle gegen uns ist“, sagt er. „Daraus kann ich persönlich viel Energie ziehen und wir rücken als Mannschaft gefühlt immer noch ein Stück enger zusammen.“
 

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Das Ergebnis dieses Zusammenrückens kann sich sehen lassen. So hat unsere Mannschaft in dieser Spielzeit zahlreich bewiesen, dass sie auch in fremder Halle stark sind. Jüngst im Halbfinale gegen Oldenburg etwa, als die Albatrosse gleich zweimal bei den sonst so heimstarken Donnervögeln gewannen und trotz fehlendem Heimvorteil mit 3:0 ins Finale einzogen. Oder in Andorra, wo Saibou und Co. in ungewohnter und für viele Teams problematischer Höhenlage – Andorra liegt mehr als 1.000 Meter über dem Meeresspiegel – Spiel zwei der EuroCup-Halbfinals gewannen. Und auch in München hat die Mannschaft von Coach Aito schon ihre Auswärtsstärke unter Beweis gestellt. In Spiel eins der letztjährigen Finals oder im vergangenen Dezember, als die Berliner mit einem Sieg dort ins Pokalhalbfinale einzogen.

Fragt man Saibou und Thiemann, was von den Siegen im Kopf geblieben und typisch für ein Auswärtsspiel in München ist, sind sie sich schnell einig. Das Klima im Münchener Audi Dome. „Da ist es wirklich extrem warm“, sagt Saibou. Und noch eine zweite Sache fällt unserem Guard ähnlich schnell ein: „Der Support von unseren mitgereisten Fans.“ Die dürften auch am Sonntag wieder ihren Teil dazu beitragen, dass unsere Mannschaft zumindest einige Verbündete in der Münchener Halle hinter sich weiß.
 

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