Die Toskaner, die 2002 mit dem Gewinn des Saporta-Cups (Vorgänger des ULEB Cups) zum ersten Mal europaweit auf sich aufmerksam machten, 2003 und 2004 das Final Four der Europaliga erreichten und 2004 zum ersten Mal italienischer Meister wurden, haben in der letzten Saison etwas unglücklich ihren Stammplatz in der Euroleague verloren.

Im Dreijahres-Ranking, nach dem in Italien die beiden bis 2009 garantierten Europaliga-Startplätze vergeben wurden, landeten die Senesi nur auf dem undankbaren dritten Platz und auch die Qualifikation für einen der beiden anderen, nur für eine Saison geltenden italienischen Startplätze misslang, weil man als Dritter der Punktrunde gegen den Sechsten (Rom) unterlag.

Der Katzenjammer in Siena über den Abstieg in die „zweite Europaliga“ hält sich jedoch in Grenzen. Man nutzt die Saison im ULEB Cup zu einem längst fälligen Umbruch. Der zum Head Coach beförderte bisherige Assistenztrainer Simone Pianigiani soll frischen Wind ins Team bringen und die Senesi möglichst schnell wieder in die Euroleague zurückführen.

Dabei gelang dem 37-jährigen Trainer ein Traumstart im neuen Job: Montepaschi Siena gewann alle zwölf Vorbereitungsspiele und startete mit 4:0 Siegen genauso furios in die reguläre Saison der italienischen Liga – und das mit einem radikal umformierten Backcourt und ohne die neben Playmaker Terrell McIntyre prominenteste Neuverpflichtung, Lonny Baxter: Der US-Center saß in den USA wegen unerlaubten Waffenbesitzes bis Mitte Oktober im Gefängnis. Baxter wurde aber in den ersten Saisonspielen mit im Schnitt 15 Punkten und 9 Rebounds exzellent vom athletischen Italo-Nigerianer Benjamin Eze vertreten.

Noch mehr als über solche individuellen Leistungen staunt man in Italien aber über das schon wie ein Uhrwerk funktionierende Mannschaftsspiel. Mit einer Vielzahl von Angriffssystemen werden immer wieder die Dreierschützen freigespielt (vor allem Terrell McIntyre und der Ex-Bonner Rimantas Kaukenas) oder Wege für unhaltbare Züge zum Korb durch Jospeh Forte und Romain Sato geöffnet. Dass auch der US-Guard und der Zentralafrikaner ebenso wie die vielseitigen Flügelspieler Shaun Stonerook und Vladimir Bosia aus der Distanz gefährlich sind, macht Siena noch unberechenbarer.

Ausgerechnet bei der Generalprobe für das Eröffnungsspiel im ULEB Cup kassierte Siena mit 64:76 in Varese dennoch am Freitag Abend seine erste Saisonniederlage. Die Lombarden führten dabei exemplarisch vor, wie man Siena knacken kann, indem sie mit guter Defense das Guard-Duo McIntyre/Forte ausschalteten und Sienas Spielfluss so nachhaltig störten – allerdings in eigener Halle. ALBA BERLIN steht am Montag vor der Aufgabe, dieses Kunststück im sicher ausverkauften Sportpalast von Siena (6.000 Zuschauer) zu wiederholen.