48 Stunden nach dem dramatischen Comeback gegen ASVEL treffen die Albatrosse in der Turkish Airlines EuroLeague am Freitag (20.11., 20 Uhr) mit Zenit St. Petersburg auf einen weiteren Gegner, der im Oktober von einer Corona-Infektionswelle heimgesucht wurde. Die stark in die Saison gestarteten Russen kämpfen jetzt wie ALBA darum, wieder in den normalen Spielrhythmus zurückzufinden. MagentaSport überträgt ab 19:45 Uhr live aus der Mercedes-Benz Arena, in der wegen der Corona-Schutzmaßnahmen weiterhin keine Zuschauer zugelassen sind.

Nach dem Duell mit Villeurbanne ist dies das zweite Spiel in einer Serie von vier Heimspielen in Folge in neun Tagen. Am Sonntag folgt das Gastspiel der Telekom Baskets Bonn und am folgenden Donnerstag empfangen die Albatrosse Khimki Moskau.

Mit spanischem Star-Trainer Xavi Pascual in die Playoffs?

Als Dynamo Region Moskau 2014 seinen Standort nach St. Petersburg verlegte, um dort unter die Fittiche des Fußballclubs Zenit und dessen Sponsor Gazprom zu schlüpfen, steckte dahinter natürlich der Plan, die Zarenstadt zu einem EuroLeague-Standort zu machen. Trotzdem traf das kurzfristige Angebot einer EuroLeague-Wild Card die St. Petersburger im Sommer 2019 etwas auf dem falschen Fuß. So früh hatte man nicht damit gerechnet.

Zenit verlor sein Auftaktspiel in Berlin 65:85 und zierte auch im März beim von Corona erzwungenen Saisonabbruch noch den letzten Tabellenplatz. Trainer Joan Plaza wurde schon im Februar durch seinen beim FC Barcelona groß gewordenen Landsmann Xavi Pascual ersetzt. Der spanische Star-Trainer, der mit den Katalanen viermal das Final Four der EuroLeague erreichte, 2019 mit Barca EuroLeague-Champion wurde und 2017 und 2018 auch Panathinaikos zurück in die EuroLeague-Playoffs führte, nutzte den basketballfreien Sommer, um mit mehr Ruhe ein neues Team zusammenzustellen.

Kevin Pangos ist Zenits Topscorer und bester Passgeber

Dass in diesem acht Neuzugänge aufweisenden Zenit-Team vieles besser zusammenpasst als im letztjährigen, wurde schnell deutlich. Zenit führt die Tabelle der russischen Liga als einziges ungeschlagenes Team mit 6:0 Siegen an und landete in der EuroLeague gleich an den ersten beiden Spieltagen vielbeachtete Siege bei Efes Istanbul und gegen den FC Barcelona. Dann wurde Zenit allerdings von einer insgesamt 13 Spieler und Trainer erfassenden Corona-Infektionswelle heimgesucht, die die Russen zu einer zweiwöchigen Spiel- und Trainingspause zwang. Von den ersten drei Spielen nach der Quarantäne wurde nur das in Villeurbanne gewonnen.

Neuer Spielmacher bei Zenit ist Kevin Pangos, der 2018 großen Anteil am überraschenden Einzug von Zalgiris Kaunas ins Final Four hatte. Der Kanadier wurde wegen seiner mit genialen Pässen und großer Korbgefährlichkeit gepaarten Schnelligkeit in jungen Jahren oft mit der kanadischen NBA-Legende Steve Nash verglichen, konnte seinem Vorbild aber nicht in die US-Profiliga folgen, auch weil er immer wieder von langwierigen Verletzungen ausgebremst wurde. So verpasste Pangos die komplette letzte Saison beim FC Barcelona mit einer Fußverletzung. In St. Petersburg ist er jetzt wieder Topscorer und bester Passgeber in Personalunion.

Billy Baron führt eine ganze Armada von Scharschützen an

Unterstützt wird Pangos im Spielaufbau von Billy Baron, der aber seine größte Qualität als einer der gefährlichsten Dreierschützen in Europa hat. Trainer Xavi Pascual legte bei seinen Teams schon immer großen Wert darauf, am Perimeter viele gefährliche Schützen zu haben und auch bei Zenit verlässt er sich nicht nur auf den „Dreier-Baron“. K.C. Rivers, der 2015 mit Real Madrid die Europaliga gewann, und Vitaly Fridzon, dem dasselbe 2016 mit ZSKA Moskau in Berlin gelang, müssen sich hinsichtlich der Gefährlichkeit von Downtown nicht hinter Billy Baron verstecken und bringen zudem viel Europaliga-Erfahrung ins Team ein.

Der Ex-Vechtaer Austin Hollins hatte sich schon in der vergangenen Saison als Zenits bester Dreierschütze empfohlen. Der im Sommer zum Kapitän beförderte polnische Nationalspieler Mateusz Ponitka definiert sich nicht in erster Linie über den Wurf. Der Forward glänzt mit großer Vielseitigkeit vielmehr vor allem in der Rolle des Ausputzers, der mannschaftdienlich alles das macht, was seine Teamkollegen liegen lassen. Er verteidigt mit Hingabe, ist der zweitbeste Passgeber und der drittbeste Rebounder. Wenn es sein muss, nimmt natürlich auch Ponitka den Dreier zum Sieg.

Mit Alex Poythress unter dem Korb athletischer als im Vorjahr

Kräftig aufgeräumt hat Trainer Pascual im Frontcourt, einzig US-Power-Forward Will Thomas ist in St. Petersburg geblieben. Die ALBA-Fans lernten die Qualitäten des gleichermaßen offensiv wie defensiv starken US-Amerikaners 2019 als Finals-MVP im EuroCup gegen Valencia kennen. Als sein Back-up fungiert der russische Nationalspieler Andrey Zubkov, der 2016 beim Final Four in Berlin für seinen Jugendclub Krasnodar noch ein Rollenspieler war, sich in den letzten Jahren bei Khimki und jetzt bei Zenit aber zum verlässlichen Leistungsträger gemausert hat.

Auf der Centerposition geht Zenit mit gleich zwei namhaften Verstärkungen in die neue Saison, die beide auch stark von anderen Europaligisten umworben waren. Der kräftige Litauer Arturas Gudaitis, der als klassischer Center vor allem durch sein starkes Pick&Roll auffällt, schaffte seinen Durchbruch in der EuroLeague vor zwei Jahren mit Mailand. Der superathletische und explosive Alex Poythress kam vor einem Jahr nach drei NBA-Saisons erstmals nach Europa, wo er für Galatarasay in der türkischen Liga und im EuroCup auf Anhieb mit seiner Effizienz sowie spektakulären Alley-oops und geblockten Würfen begeisterte.

Zenit am Dienstag 83:88 im russischen Derby vs. Khimki

Zenit hat den Doppelspieltag am Dienstag mit einer 83:88-Heimniederlage im russischen Derby gegen Khimki Moskau eröffnet. Die von Kevin Pangos mit 10 Assists dirigierten St. Petersburger lagen mit Billy Baron (24 Punkte) und Austin Hollins (15), die 9/14 Dreier kombinierten, lange in Führung. Doch auch Khimki, das in der kommenden Woche nach Berlin kommt, fand in Alexey Shved (24) und Errick McCollum (19) gute Schützen. Unter dem Korb hatte zudem Khimki-Center Greg Monroe Vorteile gegen Arturas Gudaitis. Als das Spiel beim 82:81 für Khimki auf des Messers Schneide stand, foulte Baron unglücklich McCollum beim Dreier und Khimkis US-Guard verwandelte 32 Sekunden vor Schluss spielentscheidend alle drei Freiwürfe.

Seit der Rückkehr aus der Corona-Pause am 1. November spielte Zenit in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete Saison-Stats/Spiel):
PG: Kevin Pangos (28 min, 11 p, 6 as), Dmitry Khvostov (5 min, 2 as)
SG: Billy Baron (22 min, 13 p), Austin Hollins (17 min, 10 p), Vitaly Fridzon (9 min)
SF: Mateusz Ponitka (21 min, 6 p, 5 rb, 3 as), K.C. Rivers (26 min, 8 p)
PF: Will Thomas (26 min, 7 p, 6 rb, 2 as), Andrey Zubkov (15 min, 3 p)
C: Arturas Gudaitis (19 min, 8 p, 4 rb), Aley Poythress (21 min, 9 p, 6 rb)

Gut zu wissen:
 

Zenit-Trainer Xavi Pascual war von 2008 bis 2016 Cheftrainer des FC Barcelona. In seiner letzten Saison 2015/16 hatte er Markus Eriksson in seinem Team. ALBA-Coach Aito wiederum hatte in jener Saison bei Gran Canaria den heutigen Zenit-Spielmacher Kevin Pangos in seiner Mannschaft.

Zenit-Power Forward Will Thomas spielte in der Saison 2014/15 zusammen mit Jayson Granger in Spanien für Unicaja Malaga und wurde zwei Jahre später in der Saison 2016/17 zusammen mit Luke Sikma mit Valencia spanischer Meister. Zenit-Center Arturas Gudaitis spielte in der Saison 2018/19 zusammen mit Simone Fontecchio für Armani Mailand.

Zenit St. Petersburg (Stats Turkish Airlines EuroLeague 2020/21)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

EL

Pkt

Rb

As

1

K.C. Rivers

2

33

196

USA

6 J.

8,0

2,8

0,4

3

Denis Zakharov

1

27

192

RUS

---

0,0

0,0

0,0

4

Kevin Pangos

1

27

186

CAN

3 J.

10,8

2,0

6,0

7

Vitaly Fridzon

2

35

194

RUS

8 J.

2,3

0,7

0,3

8

Igor Volkhin

3

23

199

RUS

---

0,0

0,0

0,0

9

Austin Hollins

2

29

193

USA

1 J.

10,0

1,0

0,8

10

Will Thomas

4

34

203

USA

4 J.

6,8

6,0

2,0

12

Billy Baron

2

30

188

USA

1 J.

12,8

2,6

1,4

13

Dmitry Khvostov

1

31

190

RUS

4 J.

0,0

0,5

1,5

14

Anton Pushkov

5

32

208

RUS

1 J.

1,0

0,0

1,0

16

Vladislav Trushkin

3

27

201

RUS

1 J.

 

 

 

17

Maksim Karvanen

3

21

204

RUS

---

 

 

 

20

Andrey Zubkov

4

29

206

RUS

5 J.

3,0

2,4

0,8

22

Alex Poythress

4

27

206

USA

---

9,4

5,6

0,4

25

Mateusz Ponitka

3

27

198

POL

3 J.

5,6

4,6

2,6

77

Arturas Gudaitis

5

27

208

LTU

5 J.

8,0

4,3

0,8

Head Coach: Xavi Pascual (48, ESP, 14. Europaliga-Saison, die zweite mit Zenit)

ALBA-Bilanz gegenZenit: 2:0
EuroLeague 04.11.2019: ALBA – Zenit 85:65
EuroLeague 20.02.2020: Zenit – ALBA 81:83

Stimmen zum Spiel:
 

Aito Garcia Reneses (ALBA-Cheftrainer): „Ich bin sehr froh über den Sieg gegen ASVEL, aber nicht unbedingt mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben. Wir haben lange nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Um uns zu verbessern, müssen wir vor allem trainieren, aber das ist kaum möglich bei so vielen Spielen und Reisen. Gegen Zenit steht uns ein weiteres Spiel ohne vorherige Erholungsphase bevor. Es wird erneut ein sehr schweres Spiel gegen einen guten Gegner, der gute Big Man wie Gudaitis und exzellente Shooter wie Hollis, Baron und Rivers in seinen Reihen hat.“

Peyton Siva (ALBA-Guard): „Zenit ist ein gutes Team, das sehr gut in die Saison gefunden hat. Sie mussten dann auch in Quarantäne, jetzt finden sie aber wieder ihren Rhythmus. Wir müssen deutlich fokussierter in das Spiel starten als gegen ASVEL und uns offensiv und defensiv steigern, um Zenit schlagen zu können. Sie werden mit Kevin Pangos von einem sehr guten Guard angeführt, dazu kommen erfahrene Führungsspieler wie Will Thomas und K.C. Rivers. Wir müssen schauen, dass wir diese Spieler kontrollieren können und zeitgleich unser eigenes Spiel spielen.“