Herne, Freiburg, Leverkusen, Marburg, Halle – fünf gegnerische Teams haben es probiert, fünf gegnerische Teams haben es nicht geschafft: In der heimischen Sömmeringhalle hat ALBA BERLIN seit Saisonstart kein Spiel in der Toyota Damen Basketball Bundesliga verloren. Das klingt nicht nur rekordverdächtig, sondern ist es auch: Mit dem sechsten Heimsieg in Serie am Sonntag (16 Uhr, live bei sporttotal.tv) gegen die Eigner Angels Nördlingen würden die Berlinerinnen ihre bisherige DBBL-Bestmarke übertreffen, eine ganz starke Hinrunde ohne Heimniederlage beenden – und auch ein ganz besonderes Familienduell für sich entscheiden.
Fotos: Tilo Wiedensohler
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Rund um das Spiel am Sonntag steht die Originaltrophäe vom sommerlichen Titeltriumph der DBB-Männer im Casino der Sömmeringhalle allen Fans für weltmeisterliche Fotos bereit.
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Tanten, Onkel, Cousinen, Cousins, der Opa, Freundinnen, Freunde und natürlich die Eltern: „Die Halle wird halb besetzt sein mit Bertholdts“, flachst ALBAs Insidespielerin mit der Rückennummer 4 – Vorname: Marie, Nachname: Bertholdt. Und der Familienandrang hat einen Grund, denn er setzt sich auch auf dem Spielfeld fort. Dort trifft Marie am Sonntag auf Nördlingens Insidespielerin mit der Rückennummer 15 – Vorname: Lisa, Nachname: Bertholdt. Es wird das allererste echte Duell der beiden Schwestern auf dem Court – und im Hause Bertholdt ist die Aufregung entsprechend groß.
„Es ist schon was ganz Besonderes“, sagt Marie Bertholdt: „Das wird wie so ein kleines Familienevent.“ Mit 28 Jahren ist sie die ältere der beiden Schwestern, die in Kalifornien aufwuchsen, nachdem ihre Eltern in den 90er Jahren aus Deutschland in die USA ausgewandert waren. Drei Jahre Unterschied trennen die Geschwister, und das ist auch ein Grund dafür, warum die beiden bisher kaum Historie miteinander auf dem Court haben – oder besser gesagt: gegeneinander. Ein Jahr Highschool-Basketball haben die beiden gemeinsam in Kalifornien gespielt, natürlich auch viele Workouts zusammen durchgezogen, „aber richtig eins gegen eins haben wir nie gespielt“, erzählt Marie.
Am College sind sich die beiden genauso wenig begegnet wie dann wieder zurück in Deutschland, wo Marie sechs Jahre für den BC Marburg in der Ersten Bundesliga und Lisa drei Jahre lange für die TG Würzburg in der Zweiten Bundesliga am Ball war. Nur ein Testspiel zwischen beiden Teams gab es mal, das war es dann auch schon. Aber das ändert sich jetzt. Denn im Sommer haben beide Schwestern große Schritte gemacht: Marie hat erstmals in ihrer DBBL-Karriere den Sprung zu einem neuen Team gewagt und ist zu ALBA gewechselt, Lisa hat erstmals in ihrer DBBL-Karriere den Sprung aus der Zweiten Liga gewagt und ist nach Nördlingen gewechselt. Und deshalb kommt es nun tatsächlich zum ersten echten Familienduell.
„Meine Mama ist sehr aufgeregt“, erzählt Marie. „Als Lisa in Nördlingen unterschrieben hat, meinte sie erst mal, das ist ja ganz schlimm mit zwei unterschiedlichen Teams in einer Liga. Aber dann haben wir gesagt: Verlieren können wir an dem Tag eigentlich nicht, weil ja eine von uns auf jeden Fall gewinnen wird. Und jetzt freut sie sich einfach, uns beide zusammen zu sehen.“ Mutter Stephanie hat früher selbst Bundesligabasketball gespielt und war wie Marie deutsche Nationalspielerin, Vater Jörg hat im Volleyball das Nationaltrikot getragen. Auch deshalb wird es ein großer Tag für Familie Bertholdt: „Das ist schon so ein Full-Circle-Moment, wenn jetzt beide Kinder gegeneinander in der Bundesliga spielen“, sagt Marie. „Wir freuen uns alle sehr!“
Und deswegen ist auch gleich die ganze Großfamilie angereist – aus München, Erlangen, Heidelberg, Leipzig und sogar den USA. Es wird ein vorgezogenes Familienweihnachtsfest, mit großem Dinner am Samstagabend, Brunch am Sonntagvormittag und dem sportlichen Leckerbissen am Sonntagnachmittag in der Sömmeringhalle. Der letzte Teil dieses Drei-Gänge-Menüs hat es dann in sich, denn für die ALBA-Spielerinnen geht es nicht nur darum, nach dem 76:70-Heimsieg vergangene Woche gegen den MBC ihre Serie auszubauen und durch den sechsten Sieg im sechsten Heimspiel den eigenen Rekord zu knacken, sondern auch einen direkten Tabellenkonkurrenten auf Distanz zu halten: Mit sechs Siegen und vier Niederlagen lauert Nördlingen auf Platz vier hinter den Berlinerinnen, die ihre herausragende Hinrunde mit bislang sieben Siegen und drei Niederlagen auf Platz zwei der DBBL-Tabelle hinter den Deutschen Meisterinnen aus Keltern (neun Siege, eine Niederlage) beenden wollen.
Vor der Saison galten die Gäste aus dem bayerischen Schwaben als Blackbox, weil nach dem Playoff-Aus im Viertelfinale nur eine Spielerin an Bord blieb. Aber auch in diesem Jahr greift das Team von Chefcoach Matīss Rožlapa mit seinen beiden Topscorerinnen Erika Davenport (16,2 Punkte pro Spiel) und Brandy Beasley (13,5 Punkte pro Spiel) wieder oben an. „Die kann man nicht mehr unterschätzen“, betont deshalb auch Marie Bertholdt. „Das wird noch mal ein richtiger Test für uns, bevor die Rückrunde startet.“
Und das gilt natürlich erst recht für das familieninterne Duell. Denn auf dem Feld werden Marie und Lisa Bertholdt am Sonntag ziemlich sicher einige Male die Klingen kreuzen: Die Schwestern sind nicht nur auf den gleichen Positionen unterwegs, sondern spielen auch gewichtige Rollen in ihren Teams und stehen jeweils über 20 Minuten pro Partie auf dem Parkett. Marie schaut jedes Spiel ihrer Schwester und ist beeindruckt, wie gut Lisa den Sprung aus der Zweiten in die Erste Liga gemeistert hat. Ihr Fokus vor dem Wiedersehen war trotzdem ein anderer: „Ich hab mich bisher nicht so sehr damit beschäftigt, dass ich gegen Lisa auf dem Spielfeld stehe“, sagt Marie. „Ich freu mich eher, dass meine Familie kommt und meine Schwester dann noch hierbleibt.“ Denn Lisa hängt noch einen kleinen Berlin-Besuch dran und übernachtet dann natürlich auch bei Marie und ihren drei ALBA-Teamkolleginnen in der WG. Nur am Sonntagnachmittag hat die schwesterliche Harmonie also kurz Pause – und die familiäre Begeisterung auf den Tribünen der Sömmeringhalle wird es locker ausgleichen.
Das DBBL-Heimspiel gegen die Eigner Angels Nördlingen beginnt am Sonntag um 16 Uhr. Tickets für die Partie in der Sporthalle Charlottenburg (Sömmeringhalle) gibt es zum Preis von 14 bzw. 8 Euro (ermäßigt) im Online-Shop. Die Begegnung wird zudem kostenlos und ohne Anmeldung hier bei sporttotal.tv im Livestream gezeigt.