Für dieses Spiel und auch das nächste Heimspiel gegen Baskonia Vitoria mit Rokas Giedraitis (Do., 22.10., 20 Uhr) sind jetzt Tickets im freien Verkauf erhältlich. In beiden Fällen sind wieder 700 Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena zugelassen. MagentaSport überträgt das Spiel gegen Istanbul am Dienstag ab 19:45 Uhr live. Seit dieser Saison ist jede EuroLeague-Partie live bei MagentaSport zu sehen, nicht nur die mit deutscher Beteiligung. Alle Infos

Corona-Pandemie zerstörte im Vorjahr Efes’ Titelträume

Auch in der vergangenen Saison traf ALBA schon früh in der Saison auf Anadolu Efes, das seit 1999 von zwölf Spielen gegen die Berliner nur eines verloren hat und damit so etwas wie ein rotes Tuch für die Albatrosse ist. Am 11. Oktober 2019 schrammten die Berliner in Istanbul aber unbeeindruckt von dieser Bilanz in einem der spektakulärsten Spiele der gesamten Saison nur knapp an einer Sensation vorbei: Am Ende eines hochdramatischen und von hohen Wurfquoten auf beiden Seiten geprägten Schlagabtauschs gab ALBA sich erst nach einer Verlängerung 105:106 geschlagen.

Für Anadolu Efes bildete dieser Zittersieg den Startschuß für einen starken Lauf. Die Istanbuler gewannen 23 der folgenden 26 Spiele und waren nach 28 Spieltagen der klare Topfavorit auf den Titel, bevor die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung machte. Die „Biermänner“ mussten ihre Titelträume nach dem abrupten Saisonabbruch begraben. Zwar hat Trainer Ergin Ataman das Kunststück geschafft, sein so gut funktionierendes Ensemble fast komplett zusammenzuhalten. Aber die Jagd nach dem Titel wird nicht einfacher: Viele Konkurrenten haben aufgerüstet und bei Efes sind mittlerweile acht Akteure schon deutlich über 30 Jahre alt.

Spielmacher Micic muss den Aufbau derzeit alleine schultern

Aktuell kommt noch ein weiteres Hindernis hinzu. US-Spielmacher Shane Larkin kann nach einer Knieverletzung erst Ende Oktober wieder spielen. Der extrem schnelle US-Guard, mit im Schnitt 22 Punkten Topscorer der EuroLeague 2019/20, war mit seiner Korbgefährlichkeit der große Favorit auf den MVP-Titel und ist es auch in der neuen Saison. Zwar hat Trainer Ataman mit Vasilije Micic noch einen zweiten starken Point Guard im Team, aber der Serbe, der mit Larkin im Vorjahr ein kongeniales Duo bildete, muss derzeit den Aufbau nahezu alleine schultern und dabei durchschnittlich 32 Minuten pro Partie spielen.

Micic, der es mit großer Kreativität versteht, seine langen Mitspieler in der Zone mit präzisen Pässen zu bedienen und mit harten Zügen zum Korb sowie aus der Distanz aber auch selbst große Korbgefahr ausstrahlt (23 Punkte und 13 Assists vor einem Jahr gegen ALBA), startete seine Profikarriere 2014 bei Bayern München. Der Durchbruch gelang ihm jedoch erst 2017/18 mit Kaunas. Bei Efes wird der mit 1,96 Metern große Point Guard derzeit im Backcourt im Spielaufbau nur noch vom defensivstarken Kapitän Dogus Balbay und vom vor allem für Einsätze in der türkischen Liga eingeplanten Nationalspieler Bugrahan Tuncer unterstützt.

Routinier Krunoslav Simon ist der Efes-Mann für alle Fälle

Der Franzose Rodrigue Beaubois, der von 2009 bis 2013 an der Seite von Dirk Nowitzki vier Jahre in der NBA für die Dallas Mavericks spielte, ist vor allem ein Schütze, den man zu keiner Zeit an der Dreierlinie aus den Augen lassen darf. Mehr zum Spielaufbau trägt da schon der Forward Krunoslav Simon bei, der bei aktuell starker Form mit seiner mannschaftsdienlichen und oft fehlerlosen Spielweise derzeit ein doppelt wichtiger Schlüsselspieler bei Efes ist. Der Kroate kann nämlich nicht nur aus allen Lagen punkten, sondern holt auch viele Rebounds und agiert mit im Schnitt vier Assists als verdeckter Aufbauspieler.

Wenn der vielseitige Kroate mit diesen Qualitäten – momentan notgedrungen häufiger als sonst - auf die Position zwei aufrückt, nehmen US-Forward James Anderson oder der lange Nationalspieler Tolga Gecim seinen Platz auf dem Flügel ein. Anderson, der nach vier NBA-Jahren sowie den Stationen Zalgiris Kaunas (wo er noch Topscorer war), Darüssafaka und Khimki 2018 als Star zu Anadolu Efes kam, hat sich dort im Laufe der Zeit daran gewöhnt, als mannschaftsdienlicher Rollenspieler zu agieren. Dass er und andere Hochkaräter auch diese Rollen akzeptieren, macht die Stärke der Mannschaft von Trainer Ergin Ataman aus.

Defensivstarker und athletischer Frontcourt mit Tibor Pleiß

Auf der Position vier holen mit dem Franzosen Adrien Moerman und dem US-Amerikaner Chris Singleton zwei Akteure, die 2018 bzw. 2019 vom FC Barcelona zu Efes kamen, nicht nur viele Rebounds, sondern strahlen bis hinter die Dreierlinie auch viel Korbgefahr aus. Der athletische Singleton, der Lokomotiv Kuban 2016 ins EuroLeague-Final Four hier nach Berlin führte, ist dabei mit schnellen Füßen ein sehr guter Verteidiger. Der in der letzten Saison lange verletzte Moerman ist vier Zentimeter kleiner, gleicht das aber als Wühler in der Zone mit einem guten Riecher für die Rebounds aus.

Unter dem Korb wechseln sich mit Tibor Pleiß und Bryant Dunston zwei sehr defensivstarke Center ab, die aber durchaus auch einen Dreier einstreuen können. Wie sehr der 2,21 Meter lange deutsche Nationalcenter mit seinen langen Armen die Gegner zwingt, die Flugkurven ihrer Würfe zu verändern, ist hierzulande hinlänglich bekannt. Bryant Dunston, der 2014 und 2015 als bester Verteidiger der EuroLeague ausgezeichnet wurde, schüchtert die Gegner als zweitbester Shotblocker in der Geschichte der EuroLeague ein. Als er in der vergangenen Saison lange verletzt ausfiel, sprang Nationalcenter Sertac Sanli gut in die Bresche.

Efes siegte am Samstag in der BSL 115:76 über Ormanspor

Am Samstag spielte sich Anadolu Efes am dritten Spieltag der türkischen Superliga die EuroLeague-Niederlagen aus dem Kopf. 40 Stunden nach der 71:80-Nierderlage gegen Fenerbahce im EuroLeague-Derby überrollte das Team in Ankara Ormanspor 115:76. Mit einer Dreierquote von über 60 Prozent (17/28) lief Efes vor allem in der zweiten Halbzeit heiß. Bei den beiden EuroLeague-Niederlagen hatte Efes seine Würfe aus der Distanz nicht einmal zu 30 Prozent ins Ziel gebracht. Der junge Erten Gazi (4/5 Dreier) und Chris Singleton (3/3) trafen am besten. Topscorer waren Ersatzcenter Sertac Sanli (19) und Rodrigue Beaubois (17).

In den ersten beiden EuroLeague-Begegnungen spielte Efes in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete Stats/Spiel):
PG: Vasilije Micic (32 min, 12 p, 5 as), Bugrahan Tuncer
SG: Dogus Balbay (13 min, 3 as), Rodrigue Beaubois (22 min, 12 p)
SF: Krunoslav Simon (32 min, 19 p, 4 rb, 4 as), James Anderson (14 min, 5 p), Tolga Gecim
PF: Adrien Moerman (27 min, 8 p, 6 rb), Chris Singleton (15 min, 3 p, 3 rb)
C: Tibor Pleiß (16 min, 6 p, 4 rb), Bryant Dunston (18 min, 4 p, 1 bs), Sertac Sanli

Gut zu wissen:

Jayson Granger spielte von 2015 bis 2017 für Anadolu Efes und wurde mit den Istanbulern in der EuroLeague in diesen Jahren Neunter bzw. Sechster und in der türkischen Meisterschaft Zweiter bzw. Dritter. Von den damaligen Mitspielern sind mit Dogus Balbay und Bryant Dunston zwei auch heute noch für Efes aktiv. 2017 wechselte Jayson in die spanische Liga, wo er 2017/18 für Baskonia Vitoria zusammen mit Rodrigue Beaubois spielte, der sich anschließend Anadolu Efes anschloss. Krunoslav Simon spielte, bevor er nach Istanbul wechselte, 2016/17 zusammen mit Simone Fontecchio für Mailand.

In dieser Saison soll das Final Four bekanntlich in Köln stattfinden, was natürlich vor allem den deutschen Center von Anadolu Efes, Tibor Pleiß, anspornt. Schließlich lernte der vor den Toren Kölns in Bergisch Gladbach geborene Center sein Basketball-Einmaleins unter Trainer Sasa Obradovic bei den Köln 99ers und ist damit am Rhein zu Hause. Bereits 2019 spielte der 2,21 Meter große Riese als vierter Deutscher nach Chris Welp, Michael Koch und Patrick Femerling in Vitoria sein erstes Final Four, wo Efes aber im Finale ZSKA Moskau 83:91 unterlag.

Anadolu Efes Istanbul (Stats Turkish Airlines EuroLeague 2020/21 – vs. Zenit & Fener)

Head Coach: Ergin Ataman (54 Jahre, TUR, 14. Europaliga-Saison, die fünfte mit Efes)

ALBA-Bilanz gegen Anadolu Efes: 1:11
1 Sieg – 11 Niederlagen (in Berlin 1:5)
- alle Spiele in der Europaliga/EuroLeague -
Höchster Sieg: 77:61 am 4. Februar 2004 in Berlin
Höchste Niederlage: 63:84 am 10. Oktober 2002 in Berlin

Stimmen zum Spiel:

Luke Sikma: "Wie jedes EuroLeague-Spiel wird auch dieses ein echter Test für uns. Efes ist eine sehr talentierte Mannschaft und gehört offensiv zu den besten Teams der Liga. Sie waren bereits in der vergangen Saison ein Top-Team und haben erneut gute und erfahrene Spieler im Kader. Für uns ist das Spiel eine weitere Chance, um besser zu werden und zu zeigen, dass wir uns als Team entwickeln. Wir wollen während der nächsten zwei Tage gut trainieren und gut vorbereitet sein. Es ist offensichtlich, dass wir noch Arbeit vor uns haben, aber wir fühlen uns in keinem Falle entmutigt. Die aktuelle Phase ist Teil des Prozesses, wir müssen weiter an uns arbeiten und die Herausforderung am Dienstag annehmen."