Seit Ende Februar verstärkt Robert Baker II den Frontcourt von ALBA BERLIN. Der vielseitige Big Man bringt nicht nur Größe, Athletik und einen starken Distanzwurf mit, sondern auch jede Menge Energie – auf und neben dem Court. Im Interview spricht der Harvard-Absolvent über seine Basketballreise rund um den Globus, seine ersten Eindrücke von Berlin und warum er mehr sein will als nur ein Basketballspieler. (Foto: Tilo Wiedensohler)

Rob, wenn man dir in der Uber Arena oder in der Trainingshalle beim Spielen zusieht, fällt einem unter anderem dein Jubel auf. Wie wichtig ist es dir, während eines Spiels deine Energie hochzuhalten? 

Bei meinen vorherigen Stationen wurde mir immer gesagt, dass mein Jubel und meine Gesten dem Teamspirit helfen. Ich mache es natürlich auch, um mich selbst zu motivieren, aber ich versuche so auch, die Energie des Teams so hoch wie möglich zu halten.

Wie bist du zum Basketball gekommen?

Daran hatte meine Familie einen großen Anteil – vor allem mein Vater. Meine Eltern haben mich früher zu allen möglichen Trainingseinheiten gefahren, egal ob Basketball, Baseball oder Football. Sport hat bei uns zu Hause immer eine große Rolle gespielt. In der Highschool habe ich mich dann auf Basketball und Baseball konzentriert – und am Ende war es das Basketballspielen, das ich wirklich durchgezogen habe.

Nach deiner Zeit in der High School bist du ans Harvard College gewechselt – eines der renommiertesten Universitäten der USA. Wie ist diese Entscheidung gefallen?

Das war eigentlich eine Entscheidung der ganzen Familie. Bei meinen Besuchen auf dem Campus hat man mich und meine Familie dort mit offenen Armen empfangen. Und mal ganz ehrlich – wer sagt schon Nein zu Harvard? Ich habe Volkswirtschaftslehre studiert und meinen Bachelor-Abschluss gemacht. Wenn man dazu auch noch die Chance hat, dort seine sportliche Karriere fortzusetzen, ist das ein absoluter No-Brainer.

Deine Karriere nach dem College ist ziemlich außergewöhnlich: Du hast in der Slowakei, in Japan, in Puerto Rico und für vier verschiedene Teams in der G-League gespielt. Wie kam es dazu – und was hat dich an so vielen Stationen gereizt?

Durch meine Zeit bei so vielen verschiedenen Teams konnte ich bereits viel von der Welt sehen. Wie du gesagt hast: Ich habe auf vier Kontinenten professionell gespielt – das können nicht viele von sich behaupten. Darauf bin ich stolz. Und ich liebe es, neue Orte und Kulturen kennenzulernen. Oft sind es die kleinen Dinge im Alltag, die sich von dem unterscheiden, was ich aus den USA kenne. Nach und nach merke ich, wie ich mir bestimmte Gewohnheiten aneigne – und dann sogar mit nach Hause nehme.

In der Slowakei hast du deine ersten Schritte als Profi gemacht. Wie hast du den Kulturschock erlebt? 

Es war auf jeden Fall viel auf einmal. Es war meine erste Profistation, und es war Anfang 2021 – Covid hat vieles erschwert. Viele Restaurants und Orte waren geschlossen, das Erkunden des Landes war also begrenzt. Trotzdem habe ich dort meine Karriere gestartet, bin heute noch mit vielen ehemaligen Teamkollegen in Kontakt – und sehr dankbar für diese erste Erfahrung.

 

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Vor deinem Wechsel nach Berlin hast du bei den Osceola Magic gespielt, dem Farmteam der Orlando Magic. Wie unterscheidet sich der Spielstil in der G-League vom europäischen Basketball? 

Ich würde sagen, das Spieltempo ist in Europa insgesamt etwas langsamer. Es gibt natürlich auch Regelunterschiede – zum Beispiel bei der Viertellänge oder der Distanz der Dreierlinie. Aber spielerische Grundprinzipien wie das hohe Pick-and-Roll gibt es überall – nur dass man in Europa oft später in der Shot-Clock dazu kommt. Basketball ist am Ende Basketball – überall auf der Welt.

Abseits des Courts wurdest du in der G-League zum Präsidenten der Spielergewerkschaft gewählt. Was hat dich motiviert, dich für dieses Amt aufstellen zu lassen und wie waren deine Erfahrungen?

Nach einigen Jahren in der G-League wollte ich der Liga etwas zurückgeben. Das Vertrauen meiner Kollegen hat mir vield bedeutet mir viel, und ich nehme diese Rolle auch jetzt noch ernst. Aktuell freue ich mich besonders auf die Finalisierung des neuen Tarifvertrags, den wir gerade mit der Liga verhandeln. 

Du bist jetzt etwas mehr als einen Monat bei ALBA – und kamst in einer turbulenten Phase inklusive Trainerwechsel. Wie fällt dein erstes Fazit aus? 

Es waren auf jeden Fall ereignisreiche Wochen. Aber abgesehen von ein paar Aufs und Abs gefällt es mir hier richtig gut. Meine Mitspieler und der Coaching-Staff sind fantastisch und beziehen mich voll mit ein. In der Uber Arena zu spielen, macht riesigen Spaß – die Atmosphäre ist unglaublich. Es ist mir wichtig, dass wir unsere Fans auf dem Court gut repräsentieren.

Haben dir deine internationalen Erfahrungen geholfen, dich schneller in Berlin einzuleben?

Absolut. Gerade weil ich mitten in der Saison gekommen bin, ist es wichtig, sich schnell zurechtzufinden. Je schneller das gelingt, desto besser läuft es auch auf dem Court.

Welcher Mitspieler hilft dir am meisten dabei?

David! Wir haben sogar ein paar gemeinsame Freunde von früher.
 

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Hat er dir schon ein bisschen Berlin gezeigt?

Noch nicht wirklich – wir haben gerade wenig Zeit. Aber er hat mir gezeigt, wie man in Berlin fährt (lacht).

Wie würdest du deinen Spielstil jemandem beschreiben, der dich noch nie spielen gesehen hat?

Ich würde sagen, ich bin technisch sehr versiert, bringe viel Energie mit und gebe an beiden Enden des Courts alles. Ich bin einfach ein Impact-Player.

Und du kannst den Ball auch von außen in den Korb werfen.

Mein Vater hat schon früh mit mir daran gearbeitet. Er hat mir die richtige Wurfbewegung und die Balance beigebracht. Später haben mich viele weitere Coaches beim Shooting unterstützt – dafür bin ich sehr dankbar. Für mich ist der Dreier mittlerweile ganz selbstverständlich.

Ich habe gesehen, dass du in den USA auch als Kommentator gearbeitet hast und bereits Angebote hattest, ins NBA-Front Office zu wechseln. Ist es dir wichtig, mehr als nur Basketballspieler zu sein?

Das war immer ein wichtiger Punkt – und kommt vor allem von meinen Eltern. Sie wollten, dass ich viele Interessen entwickle. Deshalb habe ich als Kind auch so viele Sportarten ausprobiert. Außerdem habe ich Saxophon gespielt und war im Schachklub. So konnte ich mich in vielen Bereichen ausprobieren – und habe gelernt, mich überall wohlfühlen.

Welche Hobbys hast du heute noch abseits des Courts? Spielst du immer noch Saxophon? 

Leider habe ich mein Saxophon nicht dabei, aber ich spiele noch regelmäßig Schach mit Freunden über eine App. Und ansonsten ganz klassisch: Videospiele – nichts Abgefahrenes.