Landesliga, Bezirksliga, Oberliga, Regionalliga, Zweite Liga, Erste Liga, Pokal – auf nationalem Level kennen sich die Basketballerinnen von ALBA BERLIN mittlerweile bestens aus. Zeit also für den nächsten großen Schritt nach der ersten Deutschen Meisterschaft in der vergangenen Saison: Am Donnerstag um 19.30 Uhr (live und kostenlos auf YouTube) öffnet sich für die Berlinerinnen ein neues Kapitel ihrer einzigartigen Entwicklung. Gut 16 Jahre nach dem Start in der niedrigsten Berliner Spielklasse fordern die ALBA-Frauen in der heimischen Sömmeringhalle den polnischen Topclub VBW Gdynia als ersten von drei Gruppengegnern im EuroCup Women und feiern dann im zweithöchsten europäischen Wettbewerb nach der EuroLeague ihre heiß erwartete internationale Premiere.
Fotos: Tilo Wiedensohler & Florian Ullbrich
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„Wenn mich jemand vor fünf Jahren gefragt hätte, ob ich mir vorstellen kann, mal EuroCup in Berlin zu spielen, dann hätte ich gesagt, das ist ein Traum, aber völlig unrealistisch“, sagt Lena Gohlisch. Die 30-jährige Kapitänin hat als Mädchen bei den ALBA-Minis mit Basketball begonnen und ist 2019 zu ihrem Heimatclub zurückgekehrt, der damals gerade sein erstes Jahr in der Zweiten Liga hinter sich hatte. „Es ist etwas sehr Besonderes, wenn man in der Heimatstadt europäisch spielen kann“, sagt Lena Gohlisch: „Das dürfen nicht viele Spielerinnen.“ In geradezu atemberaubender Geschwindigkeit ist aus ihrem Traum jetzt Realität geworden. Erst recht, wenn man bedenkt, dass zwei der fünf Spielzeiten von der Pandemie gefressen wurden. Danach: DBBL-Aufstieg, DBBL-Halbfinale, DBBL-Meisterschaft – und jetzt der logische nächste Schritt. International Business.
Insgesamt 48 Teams nehmen an der 23. Spielzeit des EuroCup Women teil. ALBA BERLIN und die Vizemeisterinnen der Rutronik Stars Keltern sind dabei die einzigen DBBL-Clubs, die den deutschen Basketball in dieser Saison international vertreten. Mit im Geschäft sind klangvolle Namen wie etwa Panathinaikos Athen, Roter Stern Belgrad, ASVEL Villeurbanne, Beşiktaş Istanbul oder Galatasaray Istanbul. Aber auch ALBAs Gegnerinnen in der Vorrundengruppe H haben es in sich: Sieben nationale Meisterschaften, davon zuletzt fünf in Folge, hat der litauische Hauptstadtclub Kibirkštis Vilnius gefeiert. 13 Meisterschaften, davon zuletzt drei in Folge, und den EuroCup-Titel 2011 hat der israelische Topclub Elitzur Ramla aus der Nähe von Tel Aviv geholt. Und 13 Meisterschaften hat auch das polnische Topteam VBW Gdynia gewonnen, ALBAs Auftaktgegner am Donnerstag, der sich in der vergangenen Saison jedoch mit Platz drei in der Liga begnügen musste.
Mindestens Platz drei brauchen auch die Berlinerinnen in ihrer Vierergruppe, um eine Chance zu haben, das Erlebnis EuroCup schon bei der ersten Teilnahme über die Gruppenphase hinaus zu verlängern: Jeweils die beiden Bestplatzierten sowie die acht besten Drittplatzierten der zwölf Gruppen qualifizieren sich für die Playoffs. Im K.o.-Modus mit Hin- und Rückspiel geht es dann ab Dezember von der Runde der letzten 32 bis ins Finalduell, das Anfang April den neuen EuroCup-Champion kürt.
Ein weiter Weg, aber darum geht es vor der historischen Premiere am Donnerstagabend in der Sömmeringhalle für die Berlinerinnen auch gar nicht. „Der EuroCup hat uns alle gereizt und ist eine neue Challenge für uns“, erklärt Lena Gohlisch. „Wir treffen hier auf neue Teams und Spielerinnen, die wir noch nicht aus der DBBL kennen. Das wird uns auch als Team weiterbringen.“ Der EuroCup war deshalb im Sommer auch ein großer Faktor dafür, dass das Team bis auf einen Abgang komplett zusammengeblieben ist. Auch das nächste Abenteuer will das über Jahre gewachsene Team zusammen bestreiten – wie weit auch immer dieses Abenteuer führt.
Das EuroCup-Powerranking sieht die Berlinerinnen als Underdog in ihrer Gruppe. „Wir wollen schon gerne die Gruppenphase überstehen und weiterkommen“, sagt Lena Gohlisch, ergänzt aber auch: „Das Level im EuroCup ist für uns schwer einzuschätzen.“ In der Preseason bekam das Team einen ersten Geschmack: Gegen die zweiten polnischen EuroCup-Teilnehmerinnen InvestInTheWest Enea Gorzów Wielkopolski gewannen die Berlinerinnen zweimal deutlich, gegen die polnischen EuroLeague-Vertreterinnen KGHM BC Polkowice gab es zwei knappe Niederlagen. „Gerade das Spiel gegen Polkowice hat uns noch mal Selbstvertrauen gegeben“, erklärt die Kapitänin.
Das erste Saisonspiel in der polnischen Liga hat am Wochenende aber auch ALBAs Auftaktgegner VBW Gdynia mit 20 Punkten gegen Gorzów gewonnen. „Sie sind also ein starkes Team“, bekräftigt Lena Gohlisch. Der Club aus der 250.000-Einwohner:innen-Stadt Gdynia an der polnischen Ostseeküste spielt regelmäßig im EuroCup und auch in der EuroLeague, in der vergangenen EuroCup-Saison unterlag das Team im Achtelfinale den späteren TOP4-Teilnehmerinnen von Umana Reyer Venedig. Das Team ist auch für diese Spielzeit in weiten Teilen zusammengeblieben, nur vier neue Spielerinnen kamen nach Gdynia: die Nationalspielerinnen Anna Jakubiuk (Polen) und Natálie Stoupalová (Tschechien) sowie das WNBA-erfahrene Duo Stephanie Jones und Ruthy Hebard, das am Wochenende gegen Gorzów mit 23 Punkten und acht Rebounds bzw. 20 Punkten und zwölf Rebounds auch gleich ordentlich Betrieb machte.
Die Berlinerinnen haben also eine toughe Aufgabe vor sich. Aber Lena Gohlisch ist optimistisch: „Was uns gerade jetzt am Anfang in die Karten spielen wird, ist sicherlich, dass wir uns schon lange kennen als Team und eingespielt sind“, sagt ALBAs Spielmacherin. „Wir können viel rotieren und die Minuten verteilen, das machen andere Teams nicht.“ Die Stärken aus der nationalen Competition in die internationale zu übertragen, so soll es also laufen. Auch deshalb ist sich Lena Gohlisch sicher: „Verstecken müssen wir uns nicht.“
VBW Gdynia
# | Name | Pos. | Alter | cm | Nat. | Team 2023/24 | |||
2 | Weronika Wesołowska | 5 | 20 | 184 | POL | VBW Gdynia | |||
9 | Kamila Podgórna | 1/2 | 28 | 178 | POL | VBW Gdynia | |||
10 | Ruthy Hebard | 3/4 | 26 | 192 | USA | TARR KSC Szekszárd | |||
18 | Natálie Stoupalová | 4 | 26 | 187 | CZE | Basket Zabiny Brno | |||
21 | Anna Jakubiuk | 3/4 | 30 | 182 | POL | InvestInTheWest Enea Gorzów | |||
23 | Marissa Kastanek | 1/2 | 34 | 175 | POL/USA | VBW Gdynia | |||
24 | Stephanie Jones | 3/4 | 26 | 188 | USA | 1KS Ślęza Wrocław | |||
41 | Barbora Wrzesiński | 1/2 | 29 | 178 | SLO | VBW Gdynia | |||
77 | Nikola Tomasik | 1 | 19 | 170 | POL | VBW Gdynia | |||
91 | Karolina Ułan | 2/3 | 19 | 185 | POL | VBW Gdynia | |||
94 | Weronika Zalewska | 1/2 | 20 | 184 | POL | VBW Gdynia | |||
98 | Agata Gilmajster | 2 | 19 | 170 | POL | VBW Gdynia | |||
99 | Wiktoria Stasiak | 3/4 | 19 | 177 | POL | VBW Gdynia |
Headcoach: Philip Mestdagh (BEL, 61 Jahre, 22. Saison als Cheftrainer, zweite in Gdynia)
Gdynias Resultate der letzten zwei Wochen:
06.10.: VBW Gdynia – InvestInTheWest Enea Gorzów (Liga) 90:71 (S) // Jones 23pt
ALBAs Resultate der letzten zwei Wochen:
29.09.: ALBA – Medical Instinct Veilchen BG 74 (DBBL) 74:64 (S) // Simon 17pt
03.10.: Talents Bonn Rhöndorf – ALBA (Pokal) 35:79 (S) // Kiser 17pt
06.10.: BC Pharmaserv Marburg – ALBA (DBBL) 65:76 (S) // Gohlisch 19pt
Das EuroCup-Heimspiel gegen VBW Gdynia beginnt am Donnerstag um 19.30 Uhr. Tickets für die Partie in der Sporthalle Charlottenburg (Sömmeringhalle) gibt es im Online-Shop. Die Begegnung wird zudem hier bei YouTube im Livestream gezeigt.