Zwei Jahre lang hat Deeshyra Thomas im ALBA-Trikot mit der Nummer 24 die Liga unsicher gemacht und ihr Team als Finals-MVP zur ersten Deutschen Meisterschaft geführt. Im Sommer hat die 29 Jahre alte Co-Kapitänin nun ihre Rückennummer gewechselt: Seit dieser Saison ist sie mit der 21 auf dem Rücken unterwegs. Denn diese Zahl hat für sie seit der Geburt ihrer Tochter Skye eine ganz besondere Bedeutung. Im Interview erzählt Deeshyra die Geschichte und erklärt, wie sie sich als Mutter einer Tochter mit Behinderung für mehr Vielfalt und Akzeptanz einsetzt – auch beim anstehenden DBBL-Heimspiel am Samstag (19 Uhr) gegen Leverkusen in der Sömmeringhalle.
Fotos: Florian Ullbrich
Deeshyra, einige ALBA-Fans haben schon bemerkt, dass du im Sommer deine Trikotnummer gewechselt hast – von der 24 zur 21. Was ist der Grund?
Das war eine ganz bewusste Entscheidung: Im Juni haben meine Frau und ich unser erstes Kind bekommen. Unsere Tochter Skye wurde mit Trisomie 21 geboren. Mir war schnell klar, dass ich auch offen zeigen möchte, dass ich die stolze Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom bin. Denn in unserer Welt ist noch viel Aufklärung nötig, was Menschen mit Behinderungen und all ihren Unterschieden angeht. Und was wäre für mich eine bessere Plattform als der Basketball, um diese Botschaft zu verbreiten? Durch die neue Nummer will ich einen Anstoß geben, dass Leute darüber nachdenken, sich damit auseinandersetzen und vielleicht auch etwas lernen können.
Erzähl uns: Wie hat die Geburt deiner Tochter deinen Blick auf die Welt verändert?
Skye hat mir die Augen für viele Dinge geöffnet, die ich vorher nicht so stark wahrgenommen habe. Auf der einen Seite gibt es immer noch zu wenig Unterstützung für Menschen mit Behinderungen. Viele von ihnen werden in Schubladen gesteckt und in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, im Alltag, auf der Arbeit oder auch im Gesundheitssystem. Auf der anderen Seite sehe ich die Welt jetzt aber auch positiver: Ich erkenne mehr Vielfalt und sehe die Menschen in ihrer Einzigartigkeit. Außerdem lerne ich viele großartige Menschen kennen, zu denen ich vorher vielleicht nicht so viel Kontakt hatte, ich bin Teil von Eltern- und Support-Communitys. Es ist wichtig, nicht wegzuschauen, sondern alle Menschen gleich zu behandeln.
Ist das die Botschaft, die du vermitteln möchtest?
Genau. Vor der Geburt meiner Tochter war ich Teil einer Gesellschaft, in der man oft nur in der eigenen Spur bleibt. Ich habe nicht viel darüber nachgedacht, was es bedeutet, mit einer Behinderung zu leben, weil ich so wenige Berührungspunkte hatte. Aber: Menschen sind mehr als ihre Diagnose. Meine Tochter hat Trisomie 21, aber sie ist in erster Linie ein süßes kleines Kind. Ich möchte, dass die Leute sie als Individuum sehen, bevor sie aufgrund einer Behinderung über sie urteilen. Es ist wichtig, jedem Menschen die Chance zu geben, sich selbst zu präsentieren, anstatt Vorurteilen nachzuhängen.
Auf deinen Sozialen Kanälen nimmst du die Leute mit in euer Leben als kleine Familie. Dazu hast du auch eine Kampagne gestartet. Worum geht es?
Es hat damit angefangen, dass ich täglich Beiträge über meine Tochter gepostet habe, unter dem Slogan „Let’s Get Down“. Der Titel spielt natürlich auf Down-Syndrom an, aber soll auch aktivierend wirken und Lust auf Action und Bewegung machen. Einer unserer tollen Fans hat mich dann angesprochen, weil ihn das Thema auch schon seit Langem am Herzen liegt und er viele Erfahrungen gesammelt hat. Daraus ist dann die Idee entstanden, Geld für zwei Einrichtungen zu sammeln: Die Selbsthilfeorganisation Downsyndrom Berlin und das Pastor-Braune-Haus, eine Wohneinrichtung in Berlin. Wir wollen dafür T-Shirts mit dem Slogan „Let’s Get Down“ und der Zahl 21 verkaufen und Basketballtrikots versteigern. Svenja Brunckhorst hat zum Beispiel schon eins versprochen. Außerdem haben wir auch online eine Spendenaktion gestartet. Alle Einnahmen werden komplett an die beiden Einrichtungen gespendet.
Auch bei unserem Heimspiel am Samstag gegen Leverkusen ist eure Kampagne präsent. Was passiert?
Der Oktober gilt seit den 80er Jahren als weltweiter Down Syndrome Awareness Month. Das wollten wir auch bei einem unserer Heimspiele zeigen, um die Kampagne zu präsentieren, Spenden zu sammeln und die Botschaft zu verbreiten, dass wir gemeinsam alle Menschen unterstützen. Es wird eine Spendenbox am Eingang geben, wir werden die Kampagne kurz vorstellen und haben viele Freund:innen aus der Community eingeladen, von denen manche auch als Einlaufkinder mit dabei sein werden. Wenn ihr am Samstag in der Sömmeringhalle seid, dann sagt also gerne hallo!