Sommer am Wannsee? Nicht für Himar Ojeda! Der Sportdirektor nutzt die spielfreie Zeit, um an den ALBA-Teams für die neue Saison zu tüfteln. Wir haben bei Himar angerufen, um mit ihm über die Summer League in Las Vegas, eine mögliche Vertragsverlängerung von Matt Thomas und die Ambitionen des Meisterinnenteams in der DBBL und im EuroCup zu sprechen. (Fotos: Tilo Wiedensohler)
Auch wenn es in der letzten Saison nicht für den Titel in der BBL gereicht hat: Haben die überzeugenden Playoffs etwas an der Kaderplanung für die nächste Spielzeit geändert?
Die letzte Saison war ein Umbruch – das erste Jahr unseres Rebuilds. In diesem Prozess befinden wir uns immer noch. Im letzten Sommer haben wir unser junges Team um viele weitere Talente ergänzt, von denen wir genau wussten, dass sie Zeit brauchen würden. In der letzten Saison haben die Jungs aber bewiesen, wie viel in ihnen steckt – auch wenn es immer wieder Rückschläge durch Verletzungen und andere Dinge gab. Auch in der neuen Spielzeit werden wir unserem jungen Kern wieder genügend Raum geben, sich zu entfalten und weiterzuentwickeln. Diese Kontinuität ist uns immer wichtig!
Die Offseason ist für dich ja immer eine sehr geschäftige Zeit. Wie verlief dein Sommer bisher und wo bist du gerade?
Ich war in Berlin, bis ich zur Summer League nach Las Vegas gereist bin. Gerade bin ich auf Gran Canaria bei meiner Familie und arbeite von hier aus. Trevion Williams war die erste Neuverpflichtung, über die wir sehr glücklich sind. Jetzt geht die Suche weiter. Wie in jedem Jahr gibt es immer wieder Ups und Downs im Sommer. Manchmal sagen Wunschspieler ab, auch die Arbeit mit manchen Agenten ist nicht immer einfach. Aber noch mal: Wir sind erst im zweiten Jahr unseres Rebuilds. Der Markt ist nicht einfach, trotzdem werden wir Schritte nach vorn machen.
Kannst du noch ein bisschen mehr über die Summer League erzählen?
Die Summer League hat sich in den letzten Jahren sehr verändert, hin zu einem richtigen NBA-Event mit viel Publikum. Es ist heutzutage fast wie bei einem NBA-Saisonspiel: Die Fans kommen, sehen sich die Spiele an, essen Popcorn und machen sich eine schöne Zeit. Das geht jedoch ein wenig zu Kosten für die professionelle Seite des Sports. Ich komme mittlerweile nicht mehr so einfach an die Spieler heran wie noch vor ein paar Jahren. Es ist schwieriger geworden, sorgfältig zu scouten. Trotzdem ist Las Vegas ein guter Ort, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Spieler drauf sind, auch abseits des Parketts. Zudem ist es das Event des Sommers, bei dem ich viele Agenten und Akteure treffe. Bei der Summer League versammeln sich alle. Also reise ich jedes Jahr dorthin – auch um diese Kontakte zu pflegen.
Gibt es einen bestimmten Spielertypen, nach dem du Ausschau gehalten hast?
Wir brauchen vor allem noch einen Guard. Das muss aber kein neuer Spieler sein – unsere erste Wahl wäre, den Vertrag mit Matt Thomas zu verlängern. Jemanden wie ihn weiterhin im Team zu haben, wäre großartig. Gerade zum Ende der letzten Saison hin hat Matt stark performt und uns mit seiner Erfahrung und seinem Shooting enorm geholfen.
Wie soll der Spielstil des Männerteams in der nächsten Saison aussehen?
Wir werden wieder mehr unseren typischen ALBA-Style spielen. Sterling Brown hat uns in den Playoffs getragen, aber er kam aus der NBA zu uns und hatte Probleme, sich auf unseren Stil einzustellen. Also haben wir unser Spiel ein bisschen zu seinen Gunsten geformt, um ihn besser zu integrieren. Das soll sich jetzt wieder ändern. Trevion Williams passt von seiner vielseitigen Spielanlage und seinem großartigen Passing perfekt zu uns. Auch wenn es große Fußstapfen sind, soll Trevion vor allem den Abgang von Johannes Thiemann kompensieren. Wir sind sehr glücklich, dass er sich gegen andere Vertragsangebote von EuroLeague- und EuroCup-Teams entschieden hat.
Beim Frauenteam ist die Kaderplanung sogar schon abgeschlossen. Zwölf Meisterinnen haben ihre Verträge verlängert, mit Emily Kiser gibt es nur einen Neuzugang. Reicht das, um in der nächsten Saison auch im EuroCup zu bestehen?
Wir spielen mit unserem Frauenteam zum ersten Mal international und wollen im EuroCup vor allem Erfahrung sammeln. Das Team ist seit Jahren organisch gewachsen, hat kontinuierlich Schritte nach vorn gemacht und immer wieder Großes erreicht. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen. Natürlich ist der EuroCup eine große Herausforderung und unsere Gruppe besteht aus drei starken Teams. Aber wir werden auch international zeigen, was wir draufhaben.
Ist auf nationaler Ebene das Ziel, die Meisterschaft zu verteidigen?
Wir gehen natürlich mit anderen Voraussetzungen in die neue Spielzeit als in den vergangenen Jahren. Jetzt sind wir die Gejagten und nicht mehr die Underdogs, die die Favoriten der vergangenen Saisons ärgern wollen. Das ist eine neue mentale Herausforderung. Es gibt vielleicht ein paar Teams in der Liga, die auf dem Papier stärker sind als wir, aber wir gehören in der DBBL zu den Mitfavoriten auf den Titel. Mal schauen, wie wir mit dieser neuen Rolle klarkommen. Wir wollen bescheiden, aber ambitioniert bleiben. Wichtig ist, dass wir in jedem Spiel bis zum Ende fighten. Der Rest wird sich ergeben.
Letzte Frage: Wer gewinnt bei den Olympischen Spielen die Medaillen im Basketball?
(lacht) Schwierige Frage! Bei den Männern sind die USA für mich klarer Favorit. Schon als die Amerikaner den Kader bekannt gegeben haben, war klar, dass sie die Olympischen Spiele wirklich ernst nehmen. Frankreich und Serbien haben auch starke Teams. Die konstant hervorragenden Leistungen der deutschen Nationalmannschaft begeistern mich aber am meisten. Nach einer guten EM und einer großartigen WM auch noch bei den Olympischen Spiele so stark zu performen, ist überragend. Und bei den Frauen ist es ebenfalls nicht leicht: Auch hier sehe ich die USA vorn, dahinter kommen ein paar Teams ungefähr auf Augenhöhe – allen voran die Serbinnen. Die deutschen Frauen haben auch ein paar mal abgeliefert und beim 3x3 sogar sensationell Gold geholt. Es ist einfach wundervoll zu sehen, wie Frauenbasketball immer weiter wächst.