„The Thunder from Down Under!“, ruft Yanni Wetzell, als er sieht, dass sich Will McDowell-White für das Interview mit uns bereit macht. Eine flotte Bezeichnung, so richtig will sie aber nicht passen, um den australischen ALBA-Neuzugang zu beschreiben. Der 26-Jährige sieht sich nämlich selbst als „entspannten Typen“, der lieber zuhause einen Film schaut, als das Berliner Partyleben unsicher zu machen. Wir haben mit Will über seine Wurzeln, seine erste Deutschlanderfahrung in Bamberg und Dr. Strange gesprochen.

Will, wann hast du das letzte Mal Australian Football gespielt?

Da müsste ich 15 oder 16 Jahre alt gewesen sein, ganz sicher bin ich mir nicht.

Wir fragen, weil du dich ja erst relativ spät auf Basketball fokussiert hast.

Mich für Basketball zu entscheiden, war nicht einfach für mich – ich mochte Australian Football damals sogar etwas mehr. Es war mein Vater, der mich dazu bewogen hat, die Sportart zu wechseln. Er war selbst Football-Spieler, deshalb bin ich mir nicht mal sicher, warum er mich zum Basketball geschickt hat. Die Freude am Spiel ist dann aber auch dazugekommen. Heute bin ich natürlich glücklich, dass alles so gekommen ist. Ich habe bisher in meiner Karriere sowohl zuhause in Australien als auch international gespielt, viel gesehen und eine Menge Leute kennengelernt.

Fällt es dir einfach, dich in einer neuen Umgebung einzuleben?

Nicht wirklich, ich bin eher zurückhaltend und rede meist nicht viel. Daran muss ich auf jeden Fall noch arbeiten.

Im letzten Jahr hast du für die New Zealand Breakers in der ozeanischen NBL gespielt. Wie ist das Niveau deiner Heimatliga im Vergleich zur BBL?

Die NBL ist leistungstechnisch sehr nah an der BBL. In Deutschland wird aber deutlich strategischer gespielt – Basketball-IQ ist essenziell, um Siege einzufahren. In Australien entwickelt sich die Liga mehr in Richtung NBA, da das Ziel im Endeffekt ist, Spieler nach Amerika zu bekommen. Das Spiel ist also dementsprechend amerikanisiert.

Du hast in der Vergangenheit schon mit Yanni Wetzell und Louis Olinde zusammengespielt. Wer von den beiden ist der lustigere Teammate?

(lacht) Louis und Yanni haben verschiedene Arten von Humor. Louis ist einfach ziemlich albern. Yanni hingegen denkt sich etwas bei seinen Witzen und benutzt sein Gehirn. Um ehrlich zu sein, bin ich mir bei Louis manchmal nicht mal sicher, ob er wirklich existierende Wörter sagt oder einfach nur lustige laute Geräusche macht. Es ist schwer, sich für einen von den beiden zu entscheiden, also sage ich Unentschieden.

Haben die beiden eine Rolle dabei gespielt, dass du bei ALBA unterschrieben hast?

In den Verhandlungen selbst haben andere Faktoren den Unterschied ausgemacht. Davon abgesehen ist es aber schön, mit Louis und Yanni zwei Bekannte im Team zu haben, die mir dabei helfen, mich schneller zu akklimatisieren. Ich kenne Louis, seitdem wir als Teenager in Bamberg waren, und Yanni ist fast so etwas wie ein Landsmann. Louis hat mich auch gleich zum Essen eingeladen, als ich hier ankam.

Was hat dich ansonsten dazu bewogen, nach Berlin zu kommen?Ich hatte schon lang den Plan, irgendwann nach Europa zurückzukehren. Dann war ich schon kurz davor, einen neuen Vertrag in der NBL zu unterschreiben, und plötzlich hat Himar angerufen. Danach ging alles ganz schnell – innerhalb von nicht einmal 40 Stunden. Ich habe den Drang verspürt, wieder auf diesem hohen Niveau zu spielen und mich dabei weiter zu verbessern. ALBA ist bekannt dafür, Spieler zu entwickeln. Deshalb ist Berlin jetzt der perfekte Ort für mich
 

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Du hast indigene australische Wurzeln. Wie bedeutet dir dieser Background?

Unsere Ursprünge als Arrernte machen uns zu dem, was wir als Menschen und als Gemeinschaft sind – das ist etwas Einzigartiges. Aber es gibt auch viele Überschneidungen zur Māori-Kultur in Neuseeland. Es ist auf jeden Fall etwas, das uns mit Stolz erfüllt, aber es ist auch schön, mehr über andere Kulturen zu erfahren.

Was ist deine lebhafteste Erinnerung an deinen ersten Aufenthalt in Deutschland?

Der Tag, an dem ich in Bamberg ankam, war crazy. Ich bin nach München geflogen, wurde dort abgeholt und zu meiner Wohnung gefahren. Der Fahrer hat mich abgesetzt und alles, was er sagte, war: „Am Ende der Straße ist ein 24-Stunden-Shop und ein italienisches Restaurant, mehr gibt es eigentlich nicht.“ Dann ist er weggefahren und ich dachte mir: „Wo soll ich hier irgendetwas herbekommen, wo ist die Mall?“ Ich hatte drei Tage lang kein WLAN und war quasi verloren. Ich habe in meiner Wohnung gehockt, auf mein Handy gestarrt oder CNN geschaut, weil es der einzige englischsprachige Sender war. Es war chaotisch. Das werde ich nie vergessen.

Dein erster Eindruck von Berlin ist hoffentlich besser.

Berlin ist größer als anfangs gedacht. Ich hatte erwartet, dass die Stadt mehr wie New York aussieht und hier viele große Gebäude aufeinandergestapelt sind. Aber es gefällt mir, dass alles etwas weitläufiger ist. Eigentlich ist hier ja alles auch gut erreichbar, ich muss mich aber noch daran gewöhnen, dass Fahrzeiten in Berlin ein bisschen dauern können.

Was machst du gerne abseits des Parketts?

Ich bin ein super lockerer Typ. Ich bin lieber zuhause und schaue Filme oder Serien, als draußen zu sein. So bin ich einfach – sehr entspannt. Yanni spielt gerne Golf, das ist auch eine sehr chillige Sportart, da werde ich auf jeden Fall mal mitkommen.

Wir haben gehört, du bist ein Marvel-Fan. Welche Superkraft hättest du gerne, wenn du ein Superheld wärst?

Witzig, ich hatte die gleiche Konversation mit einem Freund vor einigen Jahren. Wir haben darüber nachgedacht, wie es wäre, die Zeit anhalten zu können. Das fänd ich spannend. Man könnte die Zeit stoppen und so den Lauf der Geschichte ändern. Ein bisschen so wie Dr. Strange. Das wäre mein Ding!