Nicht nur für viele langjährige ALBA-Fans, sondern auch für unseren Sportdirektor Mithat Demirel gewinnt das Eurocup-Gastspiel von Anwil Wloclawek durch die Tatsache, dass dessen Trainer seit Freitag Emir „Muki“ Mutapcic heißt, eine ganz neue Note.

Mithat lernte nämlich seinerseits das Basketball-Einmaleins beim TuS Lichterfelde von Muki und stünde ohne diesen Lehrer heute vielleicht gar nicht da, wo er heute steht. Im Interview verrät Mithat uns, wie sehr ihn die gemeinsamen Jahre mit Emir Mutapcic geprägt haben.

 

Mithat, Du bist eng mit Muki befreundet und hast wahrscheinlich nicht erst aus der Zeitung davon erfahren, dass er der neue Anwil-Trainer ist?

 

MD: Ich stehe in ständigem Kontakt mit Muki und wusste deshalb schon ein paar Tage vorher, dass sich da etwas anbahnte. Dass er sich dann am Freitag morgen in den Zug Richtung Wloclawek gesetzt hat, war deshalb für mich keine Überraschung mehr.

 

Wie beurteilst Du den Wechsel?

 

MD: Erst einmal freue ich mich total für Muki, dass er jetzt wieder eine Mannschaft trainieren kann. Ich denke, dass er genau der richtige Trainer für die Situation ist, in der Anwil gerade steckt. Natürlich wäre es mir lieber, wenn er den Job erst eine Woche später bekommen hätte. Ihn am Dienstag als Gegner zu haben, macht das Spiel gegen Anwil für uns sicher nicht einfacher, weil ein neuer Trainer immer frischen Wind in ein angeschlagenes Team bringt. Das gilt erst recht, wenn das ein so guter Trainer wie Muki ist.

 

Wird er denn in so kurzer Zeit schon etwas ändern können?

 

MD: Muki hat mit Sicherheit andere Ideen als sein Vorgänger und wird auch in der kurzen Zeit bestimmt vor allem in der Defensive schon das eine oder andere umsetzen. Außerdem hat Anwil jetzt einen Trainer, der ALBA sehr gut kennt. Ich erwarte deshalb ein schwierigeres Spiel als vor vier Wochen in Polen, zumal uns ja auch Hollis Price auf Grund seiner Verletzung fehlen wird. Da müssen auch wir jetzt improvisieren.

 

Wie hast Du Muki damals vor 15 Jahren kennengelernt?

 

MD: Ich war da beim TuS Lichterfelde in einem Pool von Spielern, die bei Muki Individualtraining gemacht haben. An das erste in der Ringstraße kann ich mich noch gut erinnern: Er stand unter dem Korb an der Grundlinie und ich mit dem Rücken zu ihm an der Freiwurflinie. Dann hat er den Ball irgendwo hingeworfen und gepfiffen. Erst dann durfte ich mich umdrehen, musste den Ball suchen und dann sofort auf den Korb werfen. So ging die Übung. Er hat also gepfiffen und ich habe mich umgedreht. Aber da war kein Ball. Den habe ich erst gefunden, als ich mich nochmal umgedreht habe. Der Ball lag nämlich auf der ganz anderen Seite im Tor. Dann hat Muki „Sprint“ gerufen. Ich bin natürlich sofort losgespurtet, habe den Ball geholt und dann zurück, um den Dreier zu werfen. Das war mein erstes Erlebnis mit Muki.

 

Wie sah Euer Trainingsalltag damals aus?

 

MD: Muki war in den Jahren mein ständiger Begleiter. Er hat uns ja damals nicht nur trainiert, sondern er hat auch noch selber mitgespielt. Er hat uns kreuz und quer durch die Stadt zu den verschiedenen Trainingshallen gefahren und war auch sonst immer für uns da. Er hat uns alles, worum es beim Basketball geht, beigebracht und viele Lebensweisheiten vermittelt. Ich kenne keinen Spieler aus unserem damaligen Team, der nicht irgendwann einmal im Training Mukis Ellbogen im Gesicht gehabt hat. Dabei hat er uns immer vorgelebt, wie wichtig es ist, auch im Training hundert Prozent zu geben. Das hat mich so geprägt, dass ich später zum Beispiel bei anderen Mannschaften im Ausland, wo nicht so intensiv trainiert wurde, automatisch ein schlechtes Gewissen bekommen habe.

 

Jetzt muss Dein Team diesen lieben Freund aber bezwingen, um sich den Gruppensieg zu sichern. Wie wichtig ist ALBA dieser erste Platz?

 

MD: Zu wichtig, um nicht alles daranzusetzen, dieses Spiel zu gewinnen. Es ist gut, dass wir uns mit 4:0 Siegen schon einmal für die nächste Runde qualifiziert haben, aber wir dürfen jetzt nicht nachlassen und wollen uns auch den ersten Platz sichern. Nicht nur, weil wir dann in unserer Gruppe nur noch einen anderen Gruppensieger haben werden. Auch die Gruppenzweiten in der TOP16-Runde werden nämlich alles andere als leichte Gegner sein. Aber als Gruppensieger gehst Du mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein in die nächste Runde.

 

Anwil ist bereits ausgeschieden. Können die Euch trotzdem gefährlich werden?

 

MD: Ich fürchte ja, denn Anwil ist besonders gefährlich durch seine vielen und auf allen Positionen sehr guten Schützen, die uns im Hinspiel mit einer Dreierquote von über 50 Prozent das Leben ganz schön schwer gemacht haben. Erst als wir das nach der Halbzeitpause besser kontrolliert haben und selber auch in der Offensive geduldiger und entschlossener agiert haben, haben wir das Spiel gewonnen. Mit ihren sehr mobilen großen Spielern ist das ein sehr unbequemer Gegner, den man nicht nach seinem Tabellenstand beurteilen sollte. Für die beginnt die Saison unter dem neuen Trainer jetzt noch einmal neu.