Die Basketballer von ALBA BERLIN haben am Donnerstagabend gegen Armani Mailand einen 105:101-Sieg für die Geschichtsbücher eingefahren. Gegen den italienischen Meister standen Headcoach Israel González gleich acht Profispieler nicht zur Verfügung. Demnach bestand der ALBA-Kader lediglich aus zehn Spielern, davon drei Nachwuchsspieler. Trotzdem hielten die Berliner vor 7.717 Zuschauern von Beginn an dagegen und ließen sich nicht unterkriegen. Im letzten Viertel gelang ALBA der langersehnte Ausgleich. In der Verlängerung tobte die Uber Arena umso mehr und jubelten die Albatrosse zum Overtime-Sieg gegen Mailand. Das wird so schnell kein ALBA-Fan vergessen. (Foto: Tilo Wiedensohler)

Israel González (ALBA-Cheftrainer): „Ich bin stolz: Stolz auf meine Spieler und die Energie, das Engagement und den Willen, den sie heute gezeigt haben. Wir können nicht immer gewinnen, aber wir können immer wieder diese Mentalität zeigen. Und diese kann man nur aufbauen, wenn man eine Gruppe von guten Spielern hat, die eng zusammenstehen und sich gegenseitig unterstützen. Heute sind wir dafür mit einem Sieg belohnt worden. Dieser Sieg ist für die Spieler, von den Spielern.“

Ettore Messina (Cheftrainer Mailand): „Glückwunsch an ALBA BERLIN zum Sieg. Sie lagen über weite Strecken des Spiels zurück, haben sich aber in die Verlängerung gekämpft und dann das Momentum auf ihrer Seite gehabt. Wir haben in der zweiten Halbzeit genau das gemacht, was wir nicht hätten tun sollen: Grauenvoll verteidigt und zu oft den Ball verloren. Als wir zweistellig in Führung lagen, dachten wir wahrscheinlich, dass das ein leichtes Spiel werden würde. Aber es ist nie leicht, gegen eine Mannschaft zu spielen, die nichts zu verlieren hat. Diese Einstellung hat uns heute den Sieg gekostet. Unser starker Erfolg gegen Real Madrid in der letzten Woche ist wieder zunichte gemacht. Jetzt müssen wir das Spiel analysieren, uns auf die nächste Partie vorbereiten und dann hoffentlich einen besseren Auftritt abliefern.“

Gabriele Procida (ALBA-Forward): „Ich liebe dieses Team! Wir haben gekämpft, großen Einsatz gezeigt und wegen der vielen Verletzungen nicht den Kopf hängen lassen. So sind wir nun mal. Wir spielen mit viel Herz, und das ist es, was wir tun müssen, um Spiele zu gewinnen. Selbst in der Verlängerung waren wir nicht erschöpft, weil es so ein unglaubliches Spiel mit einer großartigen Atmosphäre war. Für mich persönlich war es eine der besten Leistungen in meiner gesamten Karriere. Das Gefühl am Ende, als wir tatsächlich den Sieg geholt haben, war unbeschreiblich.“ 


Best of ALBA: Procida 29pt 4rb 3st 1bl (ALBA-Career-High) | Williams 23pt 11rb 5as 2st (EuroLeague-Career-High) | Mattisseck 21pt 3rb 2st (EuroLeague-Career-High) |  Spagnolo 20pt 5rb 9as (ALBA-Career-High) | Schneider 8pt 5rb 2st 1bl | Komplette Statistik


Die gute Nachricht für alle ALBA-Fans: Matteo Spagnolo hatte seinen Infekt auskuriert und stand wieder im Kader. Die schlechte Nachricht dagegen: Mit Martin Hermannsson, Will McDowell-White und Louis Olinde mussten gleich drei Spieler vom Hammer-Sieg gegen Ulm pausieren. Matt Thomas, Justin Bean, Yanni Wetzell, Malte Delow und Khalifa Koumadje fehlten weiterhin. Somit standen Cheftrainer Israel González gegen Mailand nur sieben Spieler des fünfzehn-köpfigen Profikaders zur Verfügung.

Dementsprechend stand Doppellizenzspieler Dorian Grosber in der heutigen Starting-Five und machte es gleich richtig ordentlich. Zwar war bei den Gästen das Duo aus Zach LeDay und Nikola Mirotić (9 und 8 Punkte im ersten Viertel) nicht zu stoppen, aber ALBA kam selbst zu guten Würfen und war auf vier Punkte dran.

Auch im zweiten Viertel hielten die Berliner zunächst mit, wobei auch die Doppellizenzspieler Anton Nufer und Amon Dörries mittlerweile ihre Einsätze auf dem Spielfeld hatten. Gabriele Procida war Topscorer der Partie im zweiten Spielabschnitt, was allerdings nur der Anfang seiner Monster-Performance sein sollte. Kurz vor der Halbzeitpause merkte man ALBA dann aber die Strapazen der vergangenen Wochen an. Die Offensive wurde wechselhafter, während Mailand konstant zu Punkten kam und sich zur Halbzeit mit 55:43 absetzte.

Doch Jonas Mattisseck und Co. blieben unbeirrt und ließen sich auch weiterhin nicht abschütteln. Ganz im Gegenteil: Mit einer kämpferischen Leistung blieb ALBA beim Stand von 69:77 vor dem Schlussviertel in Schlagdistanz. Was dann passierte lässt sich nur schwer in Worte fassen. Die 7.717 Fans in der Uber Arena spürten, dass da heute noch mehr drin war und schraubten den Support nochmal um ein Level höher. 

Es entwickelte sich eine wilde Schlussphase. Doch Tim Schneider und Trevion Williams behielten an der Freiwurflinie die Nerven, während Nikola Mirotić zwölf Sekunden vor Ende nur den Ring traf und Matteo Spagnolo knapp den Gamewinner verfehlte. Es ging in die Overtime.

Diese begann mit Freiwürfen für Trevion Williams, die beide ihren Weg in den Korb fanden. Aber auch Mirotić glich mit Freiwürfen auf der andere Seite aus. Dann folgte der spielentscheidende Lauf. Gabriele Procida verwandelte ebenfalls von der Linie und Tim Schneider traf kurz darauf einen Dreier. Doch damit nicht genug: Jonas Mattisseck legte einen Dreier nach, Procida blieb auch bei seinem vierten Mal an der Freiwurf-Linie hochprozentig und Tim Schneider hämmerte einen letzten Versuch der Gäste davon. Die Sensation war geschafft!

Bereits am Donnerstag, 14. November (20.30 Uhr) ist das Team von Headcoach Israel González im SAP Garden beim FC Bayern Basketball gefordert – ebenfalls in der EuroLeague.