Das erste ALBA-Heimspiel der neuen Saison hat es direkt in sich. Am Freitag (9. Oktober, 20 Uhr) kommt der FC Bayern München zum deutschen EuroLeague-Derby in die Mercedes-Benz Arena. Im Rahmen der Corona-Infektionsschutzverordnung des Landes Berlin sind 700 Zuschauer zum Spiel in der Arena zugelassen.

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Die neuen Bayern sind athletischer, schneller und variabler

In der vergangenen Saison absolvierten beide Teams bis zum Saisonabbruch in Bundesliga und EuroLeague nur jeweils die Hinspiele. In der easyCredit BBL verlor ALBA in München 80:84 und in der EuroLeague in Berlin noch knapper 76:77, nachdem Maodo Lo die Bayern mit zwei tollkühnen Dreiern in die Verlängerung gerettet hatte. ALBA hatte aber trotzdem noch das letzte Wort und gewann beim im Juni in München ausgetragenen Finalturnier der BBL die Meisterschaft und somit das Double – ohne noch einmal gegen die Bayern zu spielen. Die schieden nämlich im Viertelfinale gegen das später von ALBA im Finale bezwungene Ludwigsburg aus.

Die Enttäuschung über die verpasste Titelverteidigung veranlasste die Münchener Vereinsführung um Geschäftsführer Marko Pesic und Sportdirektor Daniele Baresi, den Reset-Knopf zu drücken. Als neuer Trainer wurde Andrea Trinchieri verpflichtet, der bei seiner vorletzten Station Brose Bamberg mit einer modernen Spielweise in europäische Höhen geführt hatte. Der italienische Startrainer lotste fünf neue US-Amerikaner nach München, die alle gute Verteidiger sind und mehrere Position bekleiden können, physisch und athletisch sind und mit ihrer Schnelligkeit für frischen Wind bei den Bayern sorgen.

Wade Baldwin ist der neue Chefdirigent der Münchener

Der neue Chefdirigent der Bayern ist Wade Baldwin, der in der vergangenen Saison bei Olympiakos Piräus im Schatten von Vassilis Spanoulis nur selten zur Geltung kam und nun in München beweisen will, dass er mehr drauf hat, als die 2019/20 im Schnitt aufgelegten 5,5 Punkte und 1,8 Assists. Am gefährlichsten ist der NBA-erfahrene Point Guard, wenn er mit seinem schnellen Antritt zum Korb zieht, um entweder selbst zu vollenden oder den Ball zu einem Mitspieler durchzustecken. Der junge Slowene Zan Sisko fungiert als zweiter Point Guard, aber auch die Combo Guards Nick Weiler-Babb und T.J. Bray können den Ball vortragen.

Der 2019 als bester Passgeber der Bundesliga aus Vechta nach München gewechselte T.J. Bray war im Vorjahr bei den Bayern die tragische Figur, weil er verletzungsbedingt kaum spielte. In dieser Saison ist der quirlige US-Guard somit praktisch ein Neuzugang im Team. Nick Weiler-Babb, der die Positionen eins, zwei und drei bekleiden kann, hatte mit seiner Vielseitigkeit großen Anteil daran, dass Ludwigsburg mit dem Einzug ins Meisterschaftsfinale der bisher größte Erfolg seiner Vereinsgeschichte gelang.

Djedovic, Zipser & Lucic: Allzweckwaffen auf dem Flügel

Für Kontinuität sorgen bei den Bayern die Small Forwards Nihad Djedovic, Paul Zipser und Vladimir Lucic, die aus allen Lagen als Scorer heiß laufen können, Rebounds holen, gute Verteidiger sind und mit dieser Variabilität alle von Trainer Trainchieri gestellten Anforderungen erfüllen. Der zum neuen Kapitän ernannte Nihad Djedovic, der mit einer für seine Länge großen Beweglichkeit auch gegnerische Guards effektiv verteidigt, spielt entsprechend auch in seiner achten Saison eine Schlüsselrolle für die Bayern, die im Vorjahr sicher nicht zufällig aus dem Tritt kamen, als Djedovic zur Saisonmitte verletzt ausfiel.

Der serbische Nationalspieler Lucic ist mit seiner Erfahrung und Intensität neben Djedovic der Anführer der Münchener Mannschaft, der in kritischen Phasen das Heft in die Hand nimmt. Der 2018 nach seinem kurzen NBA-Abenteuer nach Europa zurückgekehrte deutsche Nationalspieler Zipser ist mit mittlerweile 26 Jahren reif für den endgültigen Durchbruch in seiner Karriere auf dem alten Kontinent.

Leon Radosevic unter Trinchieri wieder mit größerer Rolle

Im Frontcourt prägen zwei athletische und erfahrene US-Power Forwards das neue Bild der Bayern. Malcolm Thomas hat mit seinen langen Armen als gefürchteter Shotblocker seine größten Qualitäten in der Defensive, trifft aber auch den einen oder anderen Dreier. Der 2011 an Nummer 27 von New Jersey gedraftete JaJuan Johnson konnte in der NBA keinen Fuß fassen und wurde zum Weltenbummler, der 2018 mit durchschnittlich 13,9 Punkten und 6,3 Rebounds großen Anteil am Gewinn des EuroCups durch Darüssafaka Istanbul hatte. Bei den Bayern könnte der versierte Angreifer mit seiner bis hinter die Dreierlinie reichenden Korbgefährlichkeit der neue Topscorer werden.

Auf der Centerposition profitiert der im Vorjahr kaum noch eingesetzte Leon Radosevic von der neuen Ausrichtung. Trainer Trinchieri schätzt das Laufpensum, das der defensivstarke Kroate in und um die Zone herum absolviert, offenbar mehr als sein Vorgänger. Jalen Reynolds fühlt sich vor allem in Korbnähe am wohlsten, wo der wuchtige US-Center mit kraftvollen Abschlüssen überhaupt nichts anbrennen lässt und mit seiner Physis überzeugt. Der Top-Rebounder des EuroCups 2019 (mit St. Petersburg) ist als guter Pick&Roll-Verteidiger aber auch ohne Ball stets in Bewegung.

Gegen Mailand glänzte Bayern vor allem in der Defense

Am ersten Spieltag setzten die Bayern am vergangenen Freitag fast ein erstes dickes Ausrufezeichen, als sie sich dem hochkarätig besetzten Armani Mailand erst in der Verlängerung 79:81 geschlagen geben mussten. Besonders die aggressive und bewegliche Bayern-Verteidigung machte den in dieser Saison in zuvor 13 Spielen noch ungeschlagenen Mailändern das Leben schwer. Im Angriff überzeugten bei den Bayern Wade Baldwin (18 Punkte und vier Assists) und Nihad Djedovic (14 Punkte und sieben Assists). Unter dem Korb dominierte Jalen Reynolds mit 14 Punkten und elf Rebounds.

Bei dem Verlängerungs-Krimi gegen Mailand spielten die Bayern in folgender Aufstellung (nur Spieler mit mehr als fünf Minuten aufgelistet):
PG: Wade Baldwin (31 min, 18 p, 4 as), SeZan Sisko (11 min, 2 as)
SG: Nihad Djedovic (38 min, 14 p, 7 as), Nick Weiler-Babb (20 min, 3 p)
SF: Vladimir Lucic (36 min, 12 p, 5 rb)
PF: JaJuan Johnson (14 min, 6 p, 5 fouls), Paul Zipser (27 min, 6 p, 7 rb)
C: Leon Radosevic (20 min, 6 p, 3 rb), Jalen Reynolds (25 min, 14 p, 11 rb)

Gut zu wissen:

Mit Nihad Djedovic (2012/13), Leon Radosevic (2013 – 2015) und Alex King (2013 – 2016) stehen in dieser Saison nur noch drei Ex-Albatrosse im Münchener Aufgebot. Auf Berliner Seite hat nur Maodo Lo eine Münchener Vorgeschichte. Der gebürtige Berliner spielte von 2018 bis 2020 für die Bayern. Auch darüber hinaus gibt es nur wenige personelle Querverbindungen: Vladimir Lucic spielte 2015/16 zusammen mit Luke Sikma für Valencia. Leon Radosevic spielte von 2016 bis 2018 unter Trainer Andrea Trinchieri mit Maodo Lo für Bamberg, bevor sie zusammen nach München wechselten.

Wade Baldwin machte in der vergangenen Saison für Olympiakos Piräus ausgerechnet in München mit 19 Punkten sein bestes Saisonspiel. In den beiden Begegnungen gegen ALBA kam der US-Guard hingegen nur auf jeweils sechs Zähler. Jalen Reynolds erzielte wiederum in der vergangenen Saison seine Saisonbestleistung für Maccabi Tel Aviv mit 17 Punkten und sieben Rebounds in Berlin. Beim Gastspiel in München zwei Wochen später verzeichnete der US-Center nur vier Punkte.

Bayern München (Stats Turkish Airlines EuroLeague 2020/21 - Auftakt vs. Mailand)

Nr.

Name

Pos.

Alter

cm

Nat.

EL

Pkt

Rb

As

0

Nick Weiler-Babb

2

24

196

USA

---

3

2

1

1

Jason George

2

19

198

GER

1 J.

 

 

 

2

Wade Baldwin

1

24

193

USA

1 J.

18

0

4

5

T. J. Bray

2

28

196

USA

---

0

0

0

7

Alex King

4

35

200

GER

4 J.

 

 

 

8

Jalen Reynolds

5

27

207

USA

1 J.

14

11

1

9

Malcolm Thomas

4/5

31

206

USA

4 J.

 

 

 

11

Vladimir Lucic

3/4

31

204

SRB

7 J.

12

5

0

12

Diego Flaccadori

2

24

193

ITA

1 J.

 

 

 

14

Nihad Djedovic

2/3

30

199

BIH/D

9 J.

14

3

7

15

Robin Amaize

2/3

26

188

GER

1 J.

 

 

 

16

Paul Zipser

3/4

26

203

GER

4 J.

6

7

0

25

JaJuan Johnson

4/5

31

208

USA

---

6

2

0

31

Zan Sisko

1

23

189

SLO

1 J.

0

0

2

43

Leon Radosevic

5

30

208

CRO/D

10 J.

6

3

0

Head Coach: Andrea Trinchieri (52 Jahre, ITA, sechste Europaliga-Saison, die erste mit München)

ALBA-Bilanz gegen Bayern München: 19:1:32
19 Siege – ein Unentschieden - 32 Niederlagen (in Berlin 13:1:11)
BBL: 8:10, Playoffs 6:18, Pokal 4:2, Champions Cup 1:0, EuroCup: 0:1:1, EuroLeague 0:1
Höchster Sieg: 81:55 am 24. Mai 2015 in Berlin
Höchste Niederlage: 58:97 am 16. Oktober 2016 in München

Stimmen zum Spiel:

Aito Garcia Reneses (ALBA-Cheftrainer): „Bei unserem Auftaktspiel in Tel Aviv hatten wir einige gute Minuten, aber auch schwache Phasen. Wir hoffen, dass wir besser auftreten gegen die Bayern, die ihre erste Begegnung gegen Mailand sehr gut gespielt haben. Sie haben erfahrene Spieler wie Nihad Djedovic und Vladimir Lucic behalten, aber auch die neuen Spieler sind technisch versiert und bringen eine exzellente Physis mit. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Bayern unter dem neuen Trainer Andrea Trinchieri am Freitag so aggressiv verteidigen wie sie das gegen Mailand getan haben.“

Maodo Lo (ALBA-Guard): „Für mich ist das natürlich ein besonderes Spiel, da ich zwei gute Jahre in München hatte. Die Bayern haben gegen Mailand bereits eine sehr gute Leistung gezeigt. Sie sind sehr intensiv und physisch aufgetreten und haben mit viel Energie gespielt. Das Aufeinandertreffen gibt beiden Mannschaften die Chance, zu sehen, wo sie zum Saisonbeginn stehen.“