Drei Ligen, drei Teams, drei Chancen auf den Titel: Beim RSM Ebner Stolz Jugend-TOP4 spielt die ALBA JUGEND von Freitag bis Sonntag in der NBBL, WNBL und JBBL um die Deutsche Meisterschaft. Mit Sportdirektor Himar Ojeda blicken wir auf das große Highlight in der Sömmeringhalle, ALBAs ganzheitliche Nachwuchsphilosophie und die neuen Herausforderungen in der Talentausbildung durch das US-College-System.

Fotos: Florian Ullbrich

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Zum ersten Mal in der Geschichte der ALBA JUGEND haben sich alle drei Teams aus den Jugendbundesligen für das TOP4 qualifiziert. Was bedeutet das für den Verein?
Das bedeutet uns sehr viel. Alle drei möglichen Teams beim TOP4 dabei zu haben, ist ein starkes Zeichen für unsere Jugendarbeit. Und es geht ja sogar noch weiter: Auch unsere wU16, die mU14 und die wU14 haben sich für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert. Zum ersten Mal sind wir mit sechs Teams bei allen sechs Endrunden – soweit wir wissen, hat das vor uns noch kein anderer Club in Deutschland geschafft. Das Jugend-TOP4 zuhause zu haben, ist das perfekte Highlight. Wir freuen uns auf ein spannendes Wochenende mit toller Stimmung in der Sömmeringhalle und wollen möglichst vielen Fans ein schönes Erlebnis bieten.

Mit jedem Jahrgang ändert sich die Besetzung der Jugendteams, aber die Ergebnisse sind seit Jahren konstant gut. Was sagt das über ALBAs Philosophie?
Das zeigt, dass unser System funktioniert. Wir wollen immer alle unserer Spieler:innen weiterentwickeln und kompetitiv sein – unabhängig von einzelnen Talenten. Dahinter steckt viel Arbeit: von den Koordinator:innen im Minibereich über unsere Jugendcoaches bis zu Rául Rodríguez, unserem sportlichen Leiter. Das macht es möglich, dass wir Jahr für Jahr vorne mitmischen können.

Das Jugend-TOP4 findet nun für drei Jahre in Berlin statt. Ist das eine Auszeichnung für die Arbeit?
Das ist auf jeden Fall ein Meilenstein. Unser Vizepräsident Henning Harnisch und ich, wir haben schon vor Jahren die Idee diskutiert, Berlin zu einem Basketball-Zentrum und festen Standort für solche Turniere zu machen. Früher hat der Austragungsort immer wieder gewechselt und war abhängig davon, welche Teams sich qualifiziert hatten. Wir wollten Planungssicherheit schaffen, für Clubs, Verbände und vor allem für die Fans. Dass die Sömmeringhalle mit ihrer besonderen Atmosphäre nun regelmäßig Gastgeberin ist, freut uns sehr. Und auch aus der Basketballwelt kommt viel positives Feedback: Scouts, Medien und Fachleute freuen sich auf das Event.

Von der Sömmeringhalle in den Norden: LOK BERNAU als Kooperationspartner in der ProB ist jetzt wieder in die Playoffs gekommen. Wie wichtig ist dieser Schritt für Doppellizenzspieler zwischen der NBBL und der BBL?
Die Kooperation mit Bernau läuft schon viele Jahre sehr erfolgreich. Für unsere Talente ist es ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg vom Nachwuchs- zum Profibereich. Bernau gibt ihnen Spielzeit und Verantwortung, das ist enorm wertvoll. Gleichzeitig unterstützen wir den Club strukturell, zum Beispiel im Jugendbereich oder bei der Ausbildung von Trainer:innen. Es ist eine echte Partnerschaft, von der beide Seiten profitieren. Bernau hat sich in den letzten Jahren toll entwickelt.

Im Süden der Sömmeringhalle gibt es seit Beginn der Saison im weiblichen Bereich eine ähnliche Kooperation mit dem TuS Lichterfelde. Was ist hier die Idee?
Die Ziele sind die gleichen: Dem Partnerverein dabei zu helfen, sein maximales Potenzial zu erreichen. Im Endeffekt soll TuSLi eine große Anlaufstelle für den Frauen- und Mädchenbasketball in Südberlin sein. Das ist mithilfe unserer vielen jungen Doppellizenzspielerinnen in dieser Saison schon voll aufgegangen: TuSLi ist ohne Niederlage durch die Saison in der Regionalliga gegangen und in die Zweite Liga aufgestiegen.

Ein anderes Nachwuchsthema, über das viel diskutiert wird: Aktuell ziehen viele europäische Talente an US-Colleges. Wie siehst du die Lage?
Die Entwicklung überrascht uns nicht. ALBA-Spieler wie Henrik Rödl oder Niels Giffey sind den Weg über ein College gegangen und später zu uns zurückgekehrt. Aktuell spielen mit Christoph Tilly, Rikus Schulte und Nils Machowski einige unserer ehemaligen NBBL-Spieler in den USA. Neu ist, dass die Athlet:innen durch die sogenannten NIL-Regeln dort jetzt auch Geld verdienen dürfen. Das macht das College-System quasi zur Profiliga. 

Was heißt das für euch?
Grundsätzlich haben wir nichts dagegen, wenn Spieler:innen diesen Weg gehen. Unser Ziel ist ihre Entwicklung zum Profi, ob über ALBA direkt oder über ein College. Aber es braucht klare Regelungen, damit auch wir als ausbildender Verein fair eingebunden sind. Die NCAA gehört nicht zum FIBA-System, anders als etwa die NBA. Wir wollen gemeinsam mit Spieler:innen, Familien und Agenturen nachhaltige Pläne entwickeln, investieren viel Zeit und Geld und erwarten, dass diese Arbeit auch gewürdigt wird. Deshalb setzen wir uns für neue internationale Standards ein.

Wie könnten solche Standards aussehen?
Ganz einfach: Wer in die Entwicklung eines Talents investiert, sollte im Erfolgsfall daran beteiligt werden. So wie es im Fußball mit den FIFA-Regularien längst üblich ist. Damit werden vor allem kleinere Vereine gestärkt und motiviert, weiterhin in Ausbildung zu investieren. Das ist der einzige faire Weg, für alle Seiten. Ein weltweites System, das Clubs absichert, wäre ein großer Schritt.

Die ALBA JUGEND hat zuletzt auch international viel Aufmerksamkeit bekommen. Die New York Times hat etwa groß berichtet. Wie erlebt ihr das?
Das macht uns stolz. Es zeigt, dass unsere Arbeit gesehen wird – nicht nur auf dem Court. Wir wollen nicht nur Leistungssportler:innen ausbilden, sondern auch Kinder und Jugendliche für Bewegung begeistern. In Berlin und Brandenburg bewegen wir Woche für Woche 15.000 Kinder und Jugendliche, als Träger organisieren wir mit 80 bei ALBA angestellten pädagogischen Fachkräften an vier Schulen das Ganztagsprogramm für mehr als 2000 Berliner Schüler:innen. Natürlich stehen meist unsere Profiteams im Fokus. Aber dass wir auch gesellschaftlich wirken und etwa nachweislich dazu beitragen, die Gewaltrate an Schulen zu senken, ist genauso wichtig. Diese Verbindung aus sportlicher Exzellenz und sozialem Engagement ist das, was ALBA ausmacht.

Letzte Frage: Welche Erwartungen hast du an das TOP4-Wochenende?
Sportlich ist schwer vorherzusagen, was passiert. In allen drei Ligen haben wir in den letzten Jahren Titel geholt. Aber an einem Wochenende mit zwei Spielen kann alles passieren. Klar wäre es toll, mindestens einen Titel in der Sömmeringhalle zu feiern. Wichtiger ist aber die nachhaltige Entwicklung, dass wir erstmals mit allen drei Teams dabei sind. Ich freue mich auf ein tolles Event – mit großem Sport, großen Emotionen und großer Gemeinschaft.