ALBAs Center Ben Lammers überzeugt auf dem Parkett mit viel Athletik und seinen Qualitäten als Shotblocker. Würde der gebürtige Texaner nicht Basketball spielen, würde er vermutlich Maschinen oder Roboter programmieren.

Geladen, gespannt, abgefeuert. Wieder und wieder. Mal fliegt eine Kartoffel, mal eine Tomate aus dem Garten von Familie Lammers rüber in Richtung der leerstehenden Häuserparzelle. Hinter den Abschussgeräten sitzen Ben und sein großer Bruder Nick. Sie haben sich mal wieder eine Kartoffelkanone oder Steinschleuder gebaut und das verwaiste Grundstück von nebenan unter Beschuss genommen. 

Kleine Konstruktionen dieser Art sind kein Problem für den jungen Ben Lammers, der sich seine Zeit im Elternhaus im texanischen San Antonio auch mal mit dem Auseinanderbauen und Wiederzusammensetzen von ferngesteuerten Autos vertreibt. „Manchmal hat es geklappt, manchmal nicht. Aber das ist alles Teil des Lernprozesses“, sagt der ALBA-Center heute. Und rückblickend: „Ich mochte es schon als Kind, Gegenstände in meinen Händen zu haben, sie zusammenzubauen. Ganz egal ob mit LEGO-Steinen oder anderen Dingen. Ich mag es, herauszufinden, wie Dinge und Prozesse funktionieren. Ich will sie verstehen.“

Strand in Miami? Maschinenbau in Georgia!

Als Teenager versteht Lammers ebenfalls schnell, dass das mit dem Basketball etwas werden könnte. Zeitweise spielt er Basketball, Fußball, Football und Baseball gleichzeitig, ehe sich der glühende Fan der San Antonio Spurs als 15-Jähriger dazu entscheidet, nur noch mit dem orangenen Leder zu spielen. Eine gute Entscheidung. Mit seiner Größe, Athletik und seinen Qualitäten als Shotblocker erhält Lammers mehrere Stipendienangebote, unter anderem von der University of Miami oder von Stanford. 
 

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Am Ende entscheidet sich Lammers für Georgia Tech, nachdem die Uni ihn mit ihren hochmodernen Einrichtungen und Geräten für den Maschinenbau-Studiengang beeindrucken konnte. „Das war für mich natürlich extrem interessant. Dort konnte ich meine Interessen optimal verbinden“, sagt Lammers. Während er sich im Trikot der Yellow Jackets auf dem Court einen Namen macht, programmiert er nebenbei Roboter oder andere Maschinen. Darin sei er so gut gewesen, dass manche seiner Kommiliton*innen nicht einmal wussten, dass er Basketball spielte. 

"The Lamminator"

Das passt zu Lammers, der ein freundlicher und sympathischer, aber auch introvertierter und schüchterner Typ ist. „So war ich immer schon. Ich zeige auch auf dem Court keinerlei Emotionen. Das bin einfach nicht ich“, sagt er. Vollendet Lammers beispielsweise ein Alley-Oop-Anspiel per Dunking, guckt der 25-Jährige eher wie einer, der etwas verbrochen hat, während die Mitspieler auf der Ersatzbank ihre Freude geradewegs herausschreien. Lammers muss dementsprechend schmunzeln, als er von den beiden Spitznamen erzählt, die er zu Highschool- und College-Zeiten angeheftet bekam: ‚Vanilla Godzilla‘ und ‚The Lamminator‘. „Ich hatte bislang bei keinem der Spitznamen das Gefühl, dass ich so unbedingt genannt werden will, aber wenn das Leute machen wollen und es dabei positiv meinen, habe ich damit kein Problem“, sagt er mit einem Lachen.
 

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2018 verlässt Lammers Georgia Tech mit den zehntmeisten geblockten Würfen der langen Geschichte der Atlantic Coast Conference, in der die Yellow Jackets antreten. Er unterschreibt beim damaligen Zweitligisten im baskischen Bilbao und hilft mit, das Team zurück in die ACB zu führen. In Spaniens höchster Spielklasse, die gemeinhin auch als bester nationaler Wettbewerb Europas gilt, empfiehlt er sich als bester Shotblocker der Liga für ALBA BERLIN.

Auch bei den Albatrossen weiß Lammers bislang zu überzeugen. Sowohl in der EuroLeague als auch in der easyCredit BBL gehört er zu den fünf besten Shotblockern. Aber auch offensiv ist er gefährlich, wie der Big Man jüngst gegen St. Petersburg (15 Punkte) oder Khimki Moskau (18 Punkte) bewies. 

Mehr als "nur" ein Brett-Center

Dabei erfüllt Lammers eine der wichtigsten Anforderungen an den modernen Center: Er kann nicht nur am Brett punkten, sondern auch aus der Mitteldistanz per Sprungwurf erfolgreich sein. „Vor allem am College habe ich in der Hinsicht viele Fortschritte gemacht. Wir hatten bei Georgia Tech viele Plays, an deren Ende ich den Ball im High Post bekommen habe. Um das optimal zu nutzen, musste ich meinen Wurf verbessern.“

Trotz des mitunter stressigen Profialltags hat Ben auch seine zweite große Leidenschaft, die Technik und die Freude am Werkeln, mit nach Berlin gebracht. Zwar habe er hier nicht den Zugang zu so großen Gadgets oder Geräten wie auf dem College, aber Lammers lässt sich davon nicht aufhalten und werkelt wie damals in San Antonio im Kleinen weiter: „Ich habe mir zuletzt ein LEGO-Set besorgt, mit dem ich ab und zu etwas baue und mich einfach ausprobiere.“ Seine Nachbarn müssen sich dabei nicht fürchten: Inzwischen katapultiert Lammers lieber gegnerische Würfe aus der Zone als Tomaten und Kartoffeln auf benachbarte Grundstücke.